Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1685.07.19
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Curfürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ich bitt woll vnterdehnigst vmb vergebung, das ich zwehen posten 0003meine schuldichkeit verabsaumet hab, es ist dieße hochzeit 0004ahn allem vhrsach geweßen, welche gottlob gahr woll 0005abgangen ist, vnd zeigen sich bede gahr content. Ewer Durchlaucht 0006güete ist so groß, das sie mihr hoffentlich dißes nit 0007in vngnaden nemmen werden, will ins könftig alles 0008herrein bringen, was ich jezt vnterlaßen. Hab mit großen freüden 0009bede ewer Durchlaucht gnädige schreiben, das eine mit der ordinari vom 00103ten, das andre durch meinen bruedren Carl Liebden vom 4ten 0011dises empfangen, weil daraus ewer Durchlaucht guetten wollstant 0012vernommen, der almechtige gebe weiters sein gnad. Mein 0013brueder ist vergangen sontag zue der armeé, der allmechtige 0014woll ihm sein gottligen segen verleyen, das er mit glori 0015vnd gesuntheit zuerukh kommen möge. ge Ewer Durchlaucht werden 0016allezeit mit ihme zue befehlen haben, vnd wirt er 0017als ein gehorsammer sohn nichts wider dero befehl duen 0018wohlen, hoffe auch, dise campagne werde so woll ab 0019gehen, das vns der almechtige einmahl ein gutten friden
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0020genediglich verleyen wolle, ihme also die gelegen heit benommen 0021werde, dergleichen verlangen zue haben. Man befleist sich noch 0022woll hier, woh möglich den Cuhrfürsten von der campagne 0023zue diuertiren, obs gerahten wirt, steht dahin. Der Deütsch- 0024meister wirt woll froh sein, wan er wirt erlaubnus 0025haben noch ein deil diser campagne beyzuewohnen, 0026gott wirt hoffentlich bede behüetten. Meine andren zwehen 0027brüeder seint auf Preßlau, alwoh sie verners ewer 0028Durchlaucht gnädigen befehl erwarten werden. Ewer Durchlaucht werden wohl zue 0029frieden sein, wan sie sie werden sehen, seint aller waker, 0030vnd wan der bruder Friz Liebden wurde in etwas applicirt werden, 0031wurden ewer Durchlaucht gewiß satisfaction von ihme haben. Wan 0032er gleich fromb, so ist er doch nit lehr, sondern hat ein 0033guette vernunft vnd geht ihm niks ab als das er ein 0034wehnig angefüert werde. Den Starenberg wie auch die 0035schikung in Frankreich betreffent haben ihr Mayestät dem 0036Stratman befohlen, es nachmahlen mit dem Öting vnd 0037Schellerer zue überlegen, vnd will ich dran dreiben, das 0038mit nechster post die antwort möge erfolgen. Die lehen, 0039meine ich, wehre kein bedenken sein, das meiner brüder 0040einer selbige empfange, vnd weil der Deütschmeister 0041balt kommen wirt, so kunte er es filleicht verichten, müest
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0042aber zuefohr alles eingericht werden, dan er sich nit gern 0043lang wirt aufhalten wollen. Berichte ewer Durchlaucht auch vnterdehnigst, 0044das ihr Mayestät, mein gnädigster Kaiser, den Fürst von Salm 0045vohr Ayo vohr den Josephl declarirt haben vnd auch 0046resoluiret, ihne in balten auszuemustern, welches alle 0047vohr notig erachtet, weil er zimlich wakst vnd auch 0048schlim genuech vohr seine iahr ist. Wan der Ayo so 0049woll gerat als der Prezeptor, wie ich hoffe, so haben 0050mihr vhrsach, gott zue danken, der wolle sein gnad 0051darzue verleyen, das er zue seiner ehr erzogen werden 0052möge. Due mich hiermit in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen 0053vnd werde sterben 0054ewer Durchlaucht 0055vnterdehnigst trewgehorsamste dochter 0056EMT 0057Wien den 19ten julij 1685 0058Wegen Wartin dunkt mich, das ihr Mayestät andre intentiones haben, ist 0059also mein vnterdehnigste vnmasgeblige meinung, das ewer Durchlaucht sich in disem nit impeg- 0060niren wolten, der Stratman wirt ewer Durchlaucht mehres in disem 0061berichten. Bitt vnterdehnigst, wan ewer Durchlaucht in diser materi etwas schreiben wollen,
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0062selbiges apàrte Pater Hipolit oder Pater Isidorus einzueschließen.