Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wiener Neustadt am 1685.05.24
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Das ewer Durchlaucht mein vnterdehnigstes anwüntschen zue dero nahmens 0003dag so gnädig aufgenohmen, due ich mich vnterdehnigst bedanken. 0004Wolte gott, das dise vnd alle wuntsch erfüllet wurden, 0005so ich aus kintligem herzen ewer Durchlaucht due, so wurden mihr, 0006dero gehorsame kinder, alle getröst sein. Ist mihr aber von 0007herzen leid zue vernemmen aus der gnädigem schreiben vom 000818ten dis, das ewer Durchlaucht bede sich noch mit dem 0009cattar incomodirt befinden, hoffe zue gott, er werde 0010jezt ganz vergangen sein. Bitt aber nochmahlen mihr 0011zur höchsten gnad, weil ewer Durchlaucht selbst erachten, das schreiben 0012zue dennen cattaren höchst schädlich, ewer Durchlaucht wollen sich doch 0013nit mitt solchem bemühen, sondern mihr dero 0014befehle nuhr durch wen anderen, so ihnen gefallich, bey bringen 0015laßen, welchen ich mich befleisen werde iederzeit 0016mögligst nachzueleben, vnd auch nit zue zue geben, 0017das ihr Durchlaucht, mein geliebste fraw mutter, sich mit schreiben bemüehen.
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0018Meinen kindern geht es gottlob allen nach vnd nach beßer, 0019dise sachen vergehn gahr langsamb, insonderheit wan 0020das wetter so offt endren duet, balt warm balt 0021kalt. Hoff aber jezt, weil sichs von dag zue dag beßert, 0022werde balt ganz guett werden. Hierbey kombt daß 0023verlangte decret vohr den Reichenbach, ihr Mayestät aprobiren 0024auch alles, was ewer Durchlaucht in diser sach herunter 0025geschikt, der almechtig verleye sein gnade, das 0026balt zue einem gewuntschten schluß mit dem Cuhrfürst 0027kommen möge, so wirt alles übrige desto leichter gehn. 0028Wegen der Erzherzogin reis, so vermein ich, sie 0029werde balt kommen, weil die Kaiserin eilt mit 0030der reis. Zweifle auch darneben nit, das mein 0031brueder, wohfern er ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vnd 0032befehl noch a tempo bekommen, das er nit et- 0033wan schon auf der reis, so werde er ewer Durchlaucht 0034gehorsammen, wan es ihn vnd die Erzherzogin 0035gleich noch so hart solte ankommen, dan 0036er ein soliche veneration vohr ewer Durchlaucht allezeit 0037gehabt, das ich versichert bin, er dero befehl niehmahl
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0038wirt vnterlaßen nachzue kommen. Solt er aber 0039schon auf der reis sein, so wirt er ohne zweifel 0040entweder von Neüburg oder von hieraus, wan 0041es ewer Durchlaucht also befehlen wurden, auf der post 0042alsobalt widerumb hinunter gehn, damit ewer Durchlaucht 0043sich mit so schwerer vnd dero gesuntheit 0044schädligen reis nit incomodiren möchten. Wie wohl, 0045die wahrheit zue bekennen, ich in meiner einfalt 0046nit finde, das iezt bey diser so reis einige 0047gefahr solt sein wegen der lender, dan ihr Mayestät 0048protection ist er versichert, von den stenden hatt er 0049nichts zue befahren, weil alles mit ihnen ajustirt, 0050mit Cöllen, Brandenburg vnd Holland steht er 0051in guetter verstentus. So ist auch nit zue 0052glauben, das Frankreich bey gemachtem armistitio 0053etwas tentiren wurde, sie ich also nit, warin 0054auf dise wehnige zeit, so er abweßent 0055wehre (dan die reis nuhr blos auf die cur vnd 0056nit langer angesehn, wurden im herbst schon wider 0057zue haus sein) einige gefahr der landen bestehn soll. 0058Der Herzoch von Lottrin wirt bis samstag kommen, darnach wirt balt die campagne angehen, 0059ewer Durchlaucht wollen bruder Carl gnädig sein vnd verhelfen, das sein esquipage balt zuesammen komme, er wirts gewis ???0060im felt.
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0061Ich weis woll, das es ein große vermeßenheit 0062von mihr ist, das ich mich vntersteh, dise meine 0063einfaltige meinung vnterdehnigst zue überschreiben, aber ich 0064weis, das ewer Durchlaucht güette so groß, das sie mihr 0065dises nit in vngenaden werden auf aufnemen. 0066Ich mues wohl bekennen, das es mihr ein große 0067freüdt wehre gewest, meinen brudren neben ewer Durchlaucht 0068alhir zue sehn, falt mihr aber noch dises bey, ewer Durchlaucht 0069vnterdehnigst zue bitten, ihme aufs wenigste zue erlauben, 0070wan der Erzherzogin cur zue ent, das er auf der 0071post möge her kommen sie abzueholen. Selbiger 0072zeit wurden ewer Durchlaucht schon hier sein vnd ich die 0073freüd haben, sie beysammen zue sehn. Ich weis, das ihr 0074Mayestät, mein gnädigster Kaiser, es auch angenehm sein wurd. 0075In disen kurzen zeit wurd er iah niks versaumen 0076vnd der arme auch die consolation haben, ewer Durchlaucht 0077zue sehn, welches ich weis, das ihm über alles ist wegen 0078der großen lieb, so er zue ewer Durchlaucht draget. Bitt 0079nochmahlen, mihr meine künheit in gnaden zue vergeben 0080vnd zue glauben, das ich kein größere consolation werd haben, 0081als ewer Durchlaucht personlich könen zue erweisen, das ich sterben werd 0082ewer Durchlaucht 0083vnterdehnigst trewgehorsamste dochter 0084EMT 0085Neüstatt den 24 maij 1685