Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wiener Neustadt am 1685.05.10
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Es erfreüet mich von herzen, aus dero gnädigen schreiben vom 27ten vnd 29, 0003so ich durch den Stadel empfangen, als auch vom 2ten dis zue 0004vernemmen, das sich ewer Durchlaucht in guettem wohlstandt 0005befinden. Bitt nochmahlen vnterdehnigst vmb vergebung, das die 0006vohrige mahlen nit alles so beantwort, weil die zeit 0007es nit zuegelaßen. Den Cascin hatt mein brueder 0008schon aufgenommen vnd wirt ihn mit ehisten her schiken, 0009damit ich in sehen möge. Wegen der Erzherzogin reis 0010werden ewer Durchlaucht schon vom Stratman vernommen haben, 0011das die Keiserin es auf alleweis haben will vnd sagt, 0012es lig ihr leben daran. So haben es ihr Mayestät nit können 0013ihr abschlagen, dan wan der Erzherzogin darnach etwas 0014gesche, wurd man allezeit deme die schuld geben, 0015schlagt dises aber nit guet aus, so hatt niemand 0016als die Kaiserin sich selber alle schuldt beyzuemeßen. 0017Meine kinder haben noch den cattar, wirt aber als 0018gemach etwas beßer, darumb hab den Josephl auch 0019müeßen zue Wien laßen, hoff es soll balt ganz vergen.
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0020Wegen der pfalzischen sach betrefent, so ist der Stratman gestert 0021abens nit aber heündt schpaht heraus kommen, so werd nit vnter- 0022lasen allsobalt mit ihme zue reden vnd die sach best 0023möglist zue beförderen. Den Pfluech aber vnd Reichen- 0024bach anbelangent, so haben ihr Mayestät es schon anbefohlen, 0025vnd woh nit mit heüntiger, so wirt doch vnfehlbar 0026mit könftiger extrapost die expeditionen erfolgen. 0027Der Erzherzogin hochzeit betrefendt, ist selbige zwar 0028determinirt auf den 11. junij als den anderten pfingstdag, 0029aber vermeinen etlige vnd die meiste, das werde nit 0030möglich sein, das so woll mihr als der Kuhrfürst in der zeit 0031können vertig werden mit allen, was darzue vonöten. Also 0032möchte wohl geschen, das es noch weiters verschoben wurde, 0033ich welches man aber in kurzem wirt wißen. Ich hab 0034darumb bis dato noch niks schreiben wollen, bis ich die 0035rechte gewisheit vernommen, werde aber nit vnterlaßen, 0036so balt ich es wißen werde, ewer Durchlaucht alsogleich vnterdehnigst 0037zue berichten. Wegen meines bruederen Carl regiment 0038haben es ihr Mayestät schon gnädigst resoluirt, das zue der haubt 0039armée kommen soll, noch weil der Herzoch hier gewesen, 0040also wirt es darbey verleiben. Ich glaub woll, der Deutsch
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0041Meister, wie wohl es ihm ein große gnad vnd freit, ewer Durchlaucht 0042vnterdehnigst zue bedienen, wurde lieber die türken als reiger beyßen. 0043Mitt dem Valkenmeister hab noch niks vernommen, das einige 0044enderung solte vohrgenommen werden, wan aber es 0045solte geschen, welches ich so balt noch nit glaub, werde 0046nit vnterlaßen ewer Durchlaucht gnädigem befehl wegen des von Altheim 0047nach meiner möglichkeit nachzuekommen, wie auch 0048wegen des Stadels, wan sich einige gelegenheit ereigenen 0049wirt. Mihr seindt verwichenen montag hier ankommen. 0050Vohrgestren ist so ein übels wetter geweßen, das nit aus 0051gekönt, gestren aber wahr ein schöner dag, so seint ihr Mayestät 0052vohr vnd nachmitag ausgeweßen vnd haben ein par reiger 0053gefangen. Passiren hier nit so vill als wie zue 0054Laxenburg, gestern den ganzen nachmitag ist nuhr einer 0055passirt, welcher auch gefangen worden. Due mich hiermit 0056vnterdehnigst in ewer Durchlaucht gnade befehlen, die ich sterben werde 0057ewer Durchlaucht 0058vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0059EMT 0060Neüstatt den 10ten maij 1685