Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1685.03.08
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ich derf fast nit mehr mich vnterstehn die feder anzuesezen, 0003die weil ich zwey posten meine vnterdehnigste schuldichkeit vnter- 0004laßen hab. Ewer Durchlaucht güette gegen mich ist aber so groß, das 0005ich mich erküne, durch diese vnterdehnigsten zeilen vmb gnädige vergebung 0006zue bitten. Werde mich ins könftige befleisen, disen 0007großen fehler nimmermehr zue begehn vnd fleisiger 0008meine schuldichkeit beobachten. Sage ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh 0009vohr dero gnädige schreiben vom 13ten, 16ten vnd 23ten passato, 0010welche ich mit schuldigstem respect erbrochen, auch daraus 0011mit höchsten freüden ersehn, das sich ewer Durchlaucht, dem almechtigen 0012sey ewiger dankh, in guettem wohlstandt befinden 0013vnd von dem üblen gast befreiet sein, der güettige gott 0014wolle ewer Durchlaucht darbey gnädig erhalten vnd verleyen, das 0015des Pater Emerics preseruation also wohl möge bekomen, 0016das ewer Durchlaucht nimmer kein anstos daruon empfünden 0017mögen. Das sich ewer Durchlaucht gnädigst belieben laßen, dem Josephl 0018mitt einem liebsten schreiben zu begnaden, ist er vnd 0019ich nit werd. Er wirt nit vnterlaßen, ewer Durchlaucht selbsten
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0020dauohr seine schuldigste dankhsagung abzuelegen. Dise post aber 0021wollen ihm ewer Durchlaucht gnädig vergeben, das ers nit duet, ist noch ein 0022wehnig müet vom fasching, woh er rechtschaffen herumb geschprungen, 0023mit nechstem aber wirt er sein schuldichkeit ablegen. Das 0024ewer Durchlaucht ein Hoffmeister gefunden vohr meinen brudern Carl Liebden 0025frewet mich, wönsche von herzen, das er woll möge bedient 0026sein. Dahie hab ich nichts können erfragen. Es hatt 0027zwar der Dünewalt einen vohrgeschlagen aus Schlesien, 0028auch hin geschrieben zue vernemmen, hatt ha aber 0029bis dato noch kein antwort bekommen vnd wer 0030weis, ob er einmahl daugen wurde. Also vermein 0031ich zum besten zue sein, das ewer Durchlaucht bey deme 0032bleiben, den sie im vohrschlag haben. Das bruder Pfilipp 0033Wilhelm dis iahr zuehaus bleibet, wirt woll guett sein, 0034dan er noch iung vnd sich balt malapropos hasar- 0035diren möchte. Sage ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh vohr die vätterlige 0036gnaden, so sie meinem bruedern, dem Deütschmeister, 0037bezeigen. Er wirt gewißlich des Pater Marco bus imm- 0038mermehr fleisich halten, des bin ich woll versichert, dan er 0039dises gahr zue sehr empfunden hatt. Wegen Heidelberg 0040werden ewer Durchlaucht schon durch den Hoffcanzler gnädigst vernommen 0041haben, wie das ihr Mayestät den Max von Starenberg hin werden
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0042schiken, welcher ein gescheider man vnd vnserem haus gahr 0043affectionirt ist. Ich kan nit capiren, das wan der Cuhrfürst 0044so krankh solle sein, er danoch auf ein diuortium gedenken 0045soll, gott wolle diese sach zumb besten schiken. Wegen des 0046Reichenbachs will ich nit vnterlaßen, bey ihr Mayestät vnterdehnigst die 0047gnade zue bitten, auch den Öting anzuedreiben, welcher ver- 0048meint, er werde durch disen caracter eines Reichshoff- 0049rahts inhabile, in dieser sach mit nuzen zue negotiren. 0050Wan es ewer Durchlaucht aber dannoch verlangen, wirt es kein 0051difficultet geben, wie ich glaub. Den Markgrau Louis 0052betrefent förcht ich, was er iezt nit fromm worden, 0053werde er in einem iahr nit mehr werden, steht also 0054bey ewer Durchlaucht gnädigstem belieben, was ihme zue antworten. Er geht 0055wider ins felt vnd also in gefahr, wan ein vnglükh 0056gesche, wurd die religion stark leiden. Wan ewer Durchlaucht 0057kein lust darzue haben, wollen ewer Durchlaucht mihr gnädigst befehlen, 0058so will schon sehn, wie mans ihm mit manier bey 0059bringt, so möcht er villeicht balt ein andre 0060heiraten, welches guett wehr wegen der gefahr der religion. 0061Der Herzoch von Saxen wirt dis iahr nit ins felt 0062gehn, also ist dise gefahr nit vohrhanden. Schike hier 0063bey vnterdehnigst hinwider die beygelegte schreiben in der portugesischen 0064sach, wahraus woll scheinet, das noch guette hoffnung sey,
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0065gott gebe, was zue seiner ehr gereichen mag. Wegen 0066des Hammiltons, so mues ich bekennen, das er bey mihr 0067durch mein bruederen, Hoffkanzlern vnd andere schon offt 0068solicitiren laßen, das er balt dorten loß möchte werden, 0069damit er zue seiner compagnie schawen könte. Warten 0070aber noch stehts wegen des Caschin, der soll alle dach 0071auf Preßlaw kommen, das ihn mein brueder sehn 0072köne. So balt hierin oder der Caschin, wan er daugt, 0073oder der Turn wirt können emploirt werden, wirt 0074es geschen. Ich will gewis niks versaumen, dan mein 0075brueder woll ein hoffmeister vonöten, der sein hoff 0076woll einrichte. Der Hoffcanzler wirt ewer Durchlaucht alles 0077auch vnterdehnigst bericht haben, hab ihm auch comission geben, 0078mit dem Kinski disfals zue reden. Ewer Durchlaucht werden auch 0079von ihme vernommen haben, wie das man hier drüber 0080schimpfet, das ewer Durchlaucht Stalmeister, Geheimer Raht vnd 0081Guardihaubtman mit einer companie ins felt 0082geht. Wan er auf dise weis ohn weiters auancement 0083könftige campagne widerumb solte gehn, möcht 0084es ewer Durchlaucht höchster reputation etwas nachteilich sein. 0085Der Scereni vnd alle, die bey der armeé gewesen, 0086loben ihn gahrsehr, das er sich gahr dapfer gehalten,
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0087steht also bey ewer Durchlaucht, ob sie ihn dise campagne wider 0088so wollen mit laßen gehen oder, weil ewer Durchlaucht doch seiner 0089bedienung bey dero anherokonft werden vonöten haben, 0090ihne mit sich herunter bringen vnd also dise campagne 0091bey sich behalten. Ihr Mayestät wurde allezeit lieb seyn, 0092ewer Durchlaucht dahier zue sehn, weil ewer Durchlaucht aber wegen des 0093seßel bedenken dragen, auch mihr eingefallen, das in den 0094kirchen wegen des pacem zue küßen vnd andere mehr 0095vnterschid möchten heraus kommen, ewer Durchlaucht nit etwan 0096lieber biß dahin die reis verschiben möchten, welches 0097mihr zwar die höchste mortiffication ist. Hoffe 0098aber, dieser aufschub solle nit gahr lang sein, dan 0099obwoll die zeit der hochzeit noch nit eigentlich 0100determinirt, so wirt es doch allem vermueten nach 0101balt noch ostern sein vnd also dieser aufschueb 0102auf ein curze zeit sein. Doch steht alles bey ewer 0103Durchlaucht gnädigstem belieben. Vnser guetter Bischoff von Wien ist auch 0104gestorben, ihr Mayestät haben ein trewen diener vnd ewer Durchlaucht 0105auch ga vill an ihm verlohren, der er sich vm alles, 0106was ewer Durchlaucht vnd vnser haus angangen, gahr eifrig hatt 0107angenommen, gott gebe vns ein guetten bischof vnd sey
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0108dem verstorbenen genädig. Der doht des König in Engelandt wirt 0109auch ein große verenderung machen, der von Jork ist 0110schon proclamirt. Due mich hiermit vnterdehnigst in ewer Durchlaucht gnade 0111befehlen vnd werde sterben 0112ewer Durchlaucht 0113vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0114EMT 0115Wien den 8ten merz 1685