0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Mitt der gelegenheit des Graven Cauniz hab ich nit vnterlaßen 0003wollen, ewer Durchlaucht mit disen vnterdehnigen zeilen zue bedienen, 0004verhoffent, dass ewer Durchlaucht sich in guettem wohlstandt befinden 0005werden. Von ihme werden ewer Durchlaucht gnädigst vernemmen, was 0006der Cuhrfürst vohr gedanken wegen seiner heirat vnd 0007wie weit man in selbigem bey ieziger seiner 0008anwesenheit kommen, auf welches ich mich bezihe. 0009Vnd weil ich glaub, das die post vnd villeicht 0010mein bruder, der Deütschmeister, vnd Carl ehender werden 0011kommen als er, also will auf dismahl ewer Durchlaucht 0012mit meinen vnterdehnigsten schreiben nit lenger vngelegenheit 0013machen, mich in dero beharlige gnade gehorsamst empfele, 0014die ich sterben werde 0015ewer Durchlaucht 0016vnterdehnigtrewgehorsamste 0017dochter 0018EMT 0019Wien den 27ten novembris 1684

0020Ich hab ewer Durchlaucht nie in diser sach geschriben, weil 0021ich sie, das ihr Mayestät, mein gnädigster Keiser, alle gnaden ex 0022motu proprio meinen brüedren bezeigen, so hab ich 0023es ihnen alles heimgestelt vnd gahr nie nach- 0024gefragt, bis ihr Mayestät mihr gestern abens selbsten 0025diese gnädige resolution angedeütet. Ich bitte gott 0026herzlich, das er ihm gnade gebe, dieses große werkh 0027wohl zue führen, wahran ihr Mayestät so vill 0028liget. Der Grav von Turn, von welchem ich ewer Durchlaucht 0029negsten geschriben, wirt, vermein ich, her kommen, 0030damit man kan sehn, ob er zue einem Hoffmeister 0031dauge. In deßen geht der Hamilton mit ihm 0032hinein, weil es ihr Mayestät also vohr gutt 0033befunden, bis ehr ein hoffmeister wirt haben. 0034Ich wüntsche von herzen, das ewer Durchlaucht ihn ville iahren 0035in disem mögen sehn mitt allem contento. 0036Der Kinski zeigt sich wohl gahr eifrig, ihm in 0037allem an hant zue steht vnd hatt sich gahr

0038erfreut bezeigt vber dise resolution, so ihr Mayestät gefast. 0039Er zeigt woll ein große lieb zue vnsern haus wie 0040auch ingleichen der Bischoff von Wien vnd Hoffkanzler, 0041welche bede widerumb krankh, der eine am 0042podagra, der andere am fieber, gott geb ihnen 0043balt beßerung. Due mich hirmit in ewer 0044Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen, die ich sterben werde 0045ewer Durchlaucht 0046vnterdehnigste trew gehorsamste 0047dochter 0048EMT 0049Wien den 14ten decembris 1684 0050Herbey schike ewer Durchlaucht vnterdehnigst widerumb 0051die brif an mein bruederen, welche ihn 0052nimmer hier angetroffen, wie auch ein von Patter 0053Hippolito.