Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1684.10.12
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Dero gnädige schreiben vom 22ten, 26ten vnd 28ten dises hab mit 0003vnterdehnigsten respect empfangen, das eine durch meine 0004brüder, welche gelükhlich ankommen vnd mein vnterdehnigste 0005entschuldigung bey vohriger post werden gemacht haben, 0006das ich meine schuldichkeit nit abgelegt. Es haben ihr 0007Mayestät selbigen dag eingenommen vnd also ich 0008der zeit nit gehabt, ewer Durchlaucht vnterdehnigst mit mein schreiben 0009zue bedienen. Gott lob, das sich ewer Durchlaucht woll auf befinden, 0010der almechtige geb weiters sein gnad. Gestren ist 0011der Neander auf der post kommen. Ich hab noch 0012nit gelegenheit gehabt, aus allem mit mein bruder zue 0013reden, insonderheit wegen aufnemmung der leüt, weil 0014auch der Gall gahr krankh ist an einem fieber, 0015hatt man niks mit ihm aiustiren können. Werd 0016auch diser dag mit dem Ginski reden wegen 0017des juraments, so mein bruder abzuelegen. Er zeigt 0018gewis ein großen eifer zue ihr Mayestät vnd auch 0019ewer Durchlaucht vnd aller brüder dienst vnd ein große redlichkeit.
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0020Sag ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh, das sie mihr solche gnädige 0021wuntsch zue mein heruohrgang duen wollen. Wan ich 0022nuhr etwas nuz wehr, ewer Durchlaucht vnterdehnigst dienen zu konnen, wehr 0023mein gröste glüksehlichkeit. Es ist mihr nie kein gnädiges 0024schreiben von ewer Durchlaucht ausgeblieben, ist die vhrsach, 0025das ich das eine mahl keine brif gehabt, weil der 0026schprachmeister vohrhero ein dag nach der post wekh vnd 0027ich mit ihme die brief beantwort, so erst sonst 0028mit der folgenden post geschen wehre. Was ewer Durchlaucht 0029gnädigst befehlen wegen bruder Fridrich, so wirt er ewer Durchlaucht 0030befehl gehorsammen, wan gleich iezt die zeit kurz, das 0031er hier kan sein, so hoffe bey seiner zuerukunft 0032mit bruder Alexander ihm zue sehn vnd als dan auch 0033die gnade zue haben, ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue bedienen, welches 0034kaum erwarten kann. Von Offen müeßen halt den 0035ausgang erwarten vnd gott fleisich bitten, dan der 0036kans allein duen. Es sterben vnd erkranken vill 0037leüt, der Herzoch hatt wider das terzian fieber, die 0038bede Starenberg haben sich ganz kranker von 0039der armeé begeben müeßen. Ist iezt mein bruder
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0040vnd Schaftenberg, auch General Wachtmeister, allein bey der fanteri 0041von generals personen, wan nit ihr Mayestät wider ein hin 0042schiken. Margkgrau Louis ist auch gefährlich krankh, gott 0043geb sein gnad vnd straf vns nit, das müesen 0044abziehn. Gestren werden die schwaben sein ankommen. 0045Das wetter duet zwar etwas fauorisiren, aber gestren 0046hatt schon wider geregent, es mues sich balt zeigen. 0047Das ewer Durchlaucht so guette hirsch bekommen, verwunder 0048mich, dan schon schpaht ihm iahr, hier ist gahr schlecht 0049abgangen. Morgen werden ein wehnig auf rebhüener 0050beysen, wans wetter erlaubt. Due mich hiermit 0051in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen vnd werden sterben 0052ewer Durchlaucht 0053vnterdehnigst trewgehorsamste dochter 0054EMT 0055Wien den 12ten octobris 1684 0056Die brüder befehlen sich bede ewer Durchlaucht vnterdehnigst 0057vnd bitten vmb gnädigste vergebung, das heüt nit schreiben, 0058ist zue schpaht worden, seint leüt bey ihnen gewesen.