Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Linz am 1684.03.18
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ich bitte vnterdehnigst vmb vergebung, das bey vohriger 0003post mit meiner vnterdehnigsten schreiben nit aufgewart, 0004die Kaiserin ist früer kommen als ich vermeind, 0005vnd der brif war nuhr halbendeil geschriben vnd 0006ist so schpaht blieben, das darnach nit zeit 0007gehabt, ihn auszueschreiben. Also hoffe, ewer Durchlaucht werden 0008mihr nit vngnädich sein. Gottlob, das sich ewer Durchlaucht 0009in guttem wohlstand befinden. Wegen Costniz 0010steht zue erwarten, was der Peruci antworten 0011wirt, ist niks gewißers, als das dieser Papst 0012es nit erlauben wirt. Wegen des Fukers hab dersider 0013niks gehört. Ich sag ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh, das so gnädig 0014so vnd mihr so vill guettes wüntschen zue meiner 0015niderkunft, mihr wurdt woll die gröste freüdt 0016sein, wan ich dardurch die genad möchte widerumb 0017haben, ewer Durchlaucht zue bedienen. So balt ich etwas 0018vernemmen werde von ihr Mayestät, so werde nit
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0019vnterlaßen, es ewer Durchlaucht zeitligist zue erinern. 0020Das bruder Ludwig so fleisich mit sein regiment 0021vnd hoffet aufzuekommen, frewet mich von herzen, 0022hab nie daran gezweiflet, wie auch das bruder Carl 0023verlangt, widerumb mit zu gehen, kan ich 0024mihr woll einbilden. Wan ewer Durchlaucht es inn gnaden 0025erlauben werden, mein ich, werden ihr Mayestät auch nit 0026vngern sehen. Wan etwas mit Portugal solt 0027sein, kan er doch gleich kommen. Des Gall 0028erwart alle dag. Wegen des Rumel freüt es mich, 0029das ewer Durchlaucht aprobiren. Es wirt, wie ich vermein, 0030nach ostern ein Pater franciscaner hinauf kommen, 0031ich hab ihn gebetten, er soll ewer Durchlaucht auch auf 0032Neüburg vnd den Rummel mitt nemmen. Es ist 0033Pater Hippolit, ein großerer diener gottes, aber ganz 0034auf ein ander furm als Pater Marcus. Er macht 0035kein miracul, auch kein predigen, mag mit keinen 0036weiber reden. Wan ewer Durchlaucht nit von ihme begehren, das 0037er zue ihr Durchlaucht fraw mutter vnd den schwestern geht, so duet er 0038nit, geht auch zue niemant, wan er nit gerufen 0039wirt, aber ist gewis erleücht von gott vnd rett die schönisten
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0040geistlige sachen, woll auch weltlige, wan man ihn fragt vnd 0041ein vertrawen zeigt, vnd ist nit so einfaltig 0042als er scheint. Meine brüeder werden ewer Durchlaucht 0043mehrers von ihm berichten können, ich hab gemacht, 0044das ehr mit ihnen bekant worden. Die Königin 0045in Polen hatt in bey vns bekant gemacht, durch 0046sie seint mihr alle diser fromme leüdt bekant 0047worden, auch Pater Marco. Der hatt nuhmer schon 0048sein obedienz bekommen. Ich werd ihm schreiben, das 0049er iah nit vnterlaße aus zue ewer Durchlaucht zue 0050kommen. Der Erzherzogin relation will den 0051Doctor vnd Marta zeigen. Due mich 0052hirmit in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen vnd 0053ersterbe 0054ewer Durchlaucht 0055vnterdehnigst trewgehorsamste 0056dochter EMT 0057Linz den 18ten merz 16840058Den Linzing will dem Hoffkanzler sagen.