Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Linz am 1684.01.08
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ich kumb abermahl vnterdehnigst vmb vergebung zue bitten, das ich bey 0003vohriger post meine schuldichkeit versaumet, seind den ganzen dag 0004bey den jesuiten geweßen vnd darnach ist die Keiserin kommen, 0005hoffe also, ewer Durchlaucht werden durch dero größe güette mihr vmb solches nit 0006vngnädich sein. Ich bin aber in der zeit gahr glükhsehlich gewesen, indem 0007ich noch ein schreiben vom 24ten vnd eins vom 17ten empfangen, welche, weil 0008der Schellerer nit hier, hin vnd her gangen vnd also aufgehalten 0009worden. Habe auch mit schuldigstem respect dero gnädiges schreiben vom 28 passato, 0010wie auch zwey vom lezten des iahrs, deren eins durch den Seereni, 0011vnd 2 vom 4ten dises empfangen. Was ich vohr ein große 0012freüdt empfunden zue vernemmen, das ewer Durchlaucht, Jesus sey gelobt, 0013von ihrem wilden gast so einem großen stein entledigt sein, 0014könte ich nit beschreiben. Hoffe zu gott, er werde jetzt bestendigste 0015gesuntheit verleyen vnd ewer Durchlaucht sich auch selbsten beßer conseruiren 0016vnd nimmer zuevill trawen, damit ich vnd alle dero gehorsamste 0017kinder mögen getröst leben. Weis auch nit wort zue finden, ewer 0018Durchlaucht vnterdehnigst dankh zue erstatten vohr die alzuegnädige wuntsch 0019zue disem newen iahr vnd mein geburzdag, wan ich nuhr 0020etwas abdienen könte gegen ewer Durchlaucht, wurde mein gröste freüdt
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0021sein, der almechtige verleye ewer Durchlaucht allen segen vnd glükhsehlichkeit. 0022Wegen Regenschpurg glaub ich zwar, das Saxen woll entlich kommen wurde, 0023wan ihr Mayestät ime alle vncosten so woll der reis als esquipage bezahlen, 0024welches bey disen zeiten gahr zue hart vallen wurde, dan man 0025das golt zum recruten genuchsamb vonöten hatt. Wegen der 0026competenzen ist zwar alles der müe nit werd, aber hingegen 0027wöllen sie es nit capiren, welches das vnglükh desto größer 0028macht, das wegen solcher naredeien das haubt werkh leiden 0029mues. Ihr Mayestät wurden gern helfen, wan sie nuhr ein mittel 0030darzu wusten. Der Pöting wirt nuhnmehr bey ewer Durchlaucht sein 0031vnd verners in diser materi mit ihnen reden. Mihr were 0032es woll die groste freüdt, wan ich ewer Durchlaucht dort bedienen kundt. 0033Das der Cuhrfürst von Cöllen bös, das ihm Frankreich seine 0034ort wekh nimt, hatt er woll vhrsach, aber ich förcht sehr, 0035der Fürstenberger werde hart von ihm zue bringen sein, gott 0036gebs. Ich glaub, das Cuhr Bayhren gern darzue cooperiren wirt, 0037ihr Mayestät auch schon dem Cauniz deswegen schreiben laßen. Es wehre 0038freilich woll auch höchstnötich, das selbiger Cuhrfürst mit 0039einem guetten obristenkammerer versehen würde, wan man nuhr 0040einen rechten man darzue finden kundte. Ihr Mayestät werden 0041sich es woll angelegen sein laßen. Mit dem Schereni, hoff 0042ich, wirt der Cuhrfürst woll bedient sein, vnd er ein man,
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0043der vill meritirt vnd gutter intentiones hatt. Ich werde aber auf ewer 0044Durchlaucht gnädige recomendation noch merer suechen gelegenheit, ihm einige bezeugung 0045zue duen. Wegen Portugal hatt mihr eben dise zeitung der hiesige 0046Cardinal gesacht vnd versichert, das die portugheser auf keine 0047weis incliniren, der Nunti vnd Giusti auch noch keinen widrigen 0048befehl von Rom bekommen vnd also das negotium eifrigst 0049vortsezen, auch guette hoffnung haben. Der Spinola hatt zeitung, 0050ob solte die Königin gestorben sein, seint aber nit allezeit 0051zue sicher, steht also zue erwarten, ob es continuiren wirt. 0052Der Cardinal ist vnerhört eifrig in diser sach vnd zeigt 0053ein große lieb zue meinen brüdern beyden, hatt mihr gesacht vomb 0054Cardinal Bisogna, che si faccia veder in Portugalla che 0055subito guadagnarà i loro cuori como ha fatto con me 0056che ne sono tutto inamorato. Sag ewer Durchlaucht auch vnterdehnigsten dankh 0057vohr dero gnädigen raht wegen mein obrist hoffmeister, ich vermein, 0058dise dag werden es ihr Mayestät resoluiren, dan dem Fürsten 0059falt es zueschwer beyde zue versehn, welches mihr woll 0060leidt ist. Wegen Preßlaw hab noch niks, weder von Gall 0061noch Matenclot gehört, steht zue erwarten. Wegen des Heiman 0062glaub ich zwar nit, das sein protector darumb wurde in seinen 0063bis dato gefürten gutten intentionen mutiren, aber es ist 0064gleichwoll nit guett, sollche leütt zue disobligiren. Vom Stratman
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0065werden ewer Durchlaucht mit mehrem gnädigst vernommen haben in diser materi. 0066Wegen des canonicat will ich alsobalt dem Starenberg zuewißen 0067duen, steh aber ahn, ob es vohr seinen brueder oder sohn verlangt 0068hatt, werd es von ihm vernemmen. Der Königin in Schpanien brif 0069werde fleisigst bestellen vnd sagen, das ihn auf mein disch so 0070lang ligen bliben, welches wahr ist, und gemeinsam mit ihr Durchlaucht fraw mutter ihrem brif, 0071welchen ich ebenfals so lang zuruckh behalten, damit sie 0072miteinander schike könne. Die brüder haben gleich am montag 0073wekh gewolt, weil am sontag hett sollen ein festel sein, weil 0074aber etlige musici krankh worden, hatt es müeßen verschoben 0075werden, hoffe also, ewer Durchlaucht werden ihnen noch so lang 0076erlauben hier zuebleiben, bis das vorüber sein wirt. 0077Due mich auch von herzen mit ewer Durchlaucht erfrewen, das die 0078Erzherzogin wider in einer hoffnung, gott wolle seyn 0079gnad verleyen, das glükhlich möge abgehn. Due mich 0080hiermit in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen, die ich sterben 0081werde 0082ewer Durchlaucht 0083vnterdehnigst gehorsamste dochter 0084EMT 0085Linz den 8ten jener 1684