Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Linz am 1683.12.26
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Ich mues ganz erstummen, in dem ich nit wort finden kan, ewer Durchlaucht 0003gnuchsame gehorsamsten dankh vohr dero gnädige wuntsch zue diesen heiligen fest vnd 0004newen iahr zue erstatten. Dis were mein gröste glükhsehlichkeit, 0005wan ich einige gelegenheit wurde haben, ewer Durchlaucht durch einige 0006dienst meine kintlige deuotion zue erzeigen, weil ich aber soliches 0007nit meinem verlangen gemeß duen kan, so due gott bitten, 0008das er ewer Durchlaucht alle glükhsehlichkeit verleye vnd lange zeit 0009bey der gutten gesuntheit, so ich mitt höchsten freüden ersehn, 0010das ewer Durchlaucht widerumb erlanget, erhalten wolle. Ich bin woll 0011in sorgen gewesen, dan weil der Schellerer zue Wels, also 0012hab ich die schreiben etwas schpähter als sonsten empfangen 0013vnd mihr dises ängesten veruhrsacht, aus welchen mich aber 0014der Fürst gebracht, in dem er mihr ein post scriptum von ewer Durchlaucht 0015gezeiget, gottlob, das so ist abgangen. Bitt vnterdehnigst vmb 0016vergebung, das mit gestriger post mein schuldichkeit 0017nit hab abgelegt, das feierdag wüntschen hatt mich daran 0018verhindert. Vnd weil heütt morgen der ? Linzig hinauf reiset, also 0019hoff, er werd vast so balt als die post ankommen.
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0020Das schreiben an die Königin in Schpanien, weil ewer Durchlaucht mihr gnädigst 0021befehlen, meine enfaltige meinung darüber zue berichten, 0022so gehorsame, sonst hette mich deßen nie derfen vnterstehen, 0023vnd ist dises, das mich bedunket, es wehre beßer, wan ewer 0024Durchlaucht die antwort aus Schpanien erwarteten auf das lester 0025überschikte atestatum von ihr Mayestät, vnd, wan ewer Durchlaucht nit 0026an den König vnd regirende Königin schreiben wollen, wehnigstens 0027an die verwitibte keine entschuldigung einwenden, welches 0028die schpanier übel nemmen möchten. Ich will aber ihr 0029Mayestät, mein gnädigsten liebsten Kaiser, vnterdehnigst bitten, das sie an 0030die verwittibte Königin disfals etwas melden wolten 0031vnd ihr die sach recomendiren, welches merer aus- 0032wirken e vnd ewer Durchlaucht außer gefahr setzt, dort einigen 0033disgusto zue geben. Ich bin versichert, das vnser 0034Königin gern wirt duen, was sie wirt können. Also 0035bitte nochmahlen, mihr zue vergeben, das so frey meine 0036gedanken schreibe, geschicht aus gehorsam vnt trewestem 0037herzen. Erwarte also verners ewer Durchlaucht befehl, due mich 0038in deßen in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen, die
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0039ich ersterben werde 0040ewer Durchlaucht 0041ganzergebenste trew gehorsamste dochter 0042EMT 0043Linz den 26 decembris 1683 0044Die brüeder Liebden befinden sich beyde woll auf. Ist mihr 0045leidt, das ewer Durchlaucht wegen ihrer in sorgen sein gewesen, 0046ist daher kommen, das ihr Mayestät befohlen, das sie bis auf 0047drey könig noch solten hir bleiben.