Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Linz am 1683.11.13
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Bitt vnterdehnigst vmb vergebung, das ich bey vohriger 0003post mein schuldichkeit verabsaumet. Ihr Mayestät haben ein 0004wehnig luft zue schepfen ein reisel auf Cammer 0005gedahn, welches mich daran verhindert hatt. Gottlob, 0006das sich ewer Durchlaucht in guettem wohlstandt befinden, 0007welches ich mit großen freüden aus beyde dero 0008gnädige schreiben vom 29ten passato vnd 8ten dis vernommen. Sage 0009ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh, das sie mihr dero hochsterleüchte 0010gedanken wegen prosequirung der progressen gegen die 0011rebellen eröffnen wollen. Es ist freilich alzuewar, das mihr 0012hetten noch etwas gegen sie duen können, wan nit vohr erst 0013sie einen gahr zue großen protectorem an Pohlen haben 0014vnd auch die schwaben auf keine weis weiter bleiben wollen. 0015Der König hatt die meiste quartir in Oberungern, 0016gott gebe, das er nit ein deil daruon den rebellen 0017überlaße, wie sie sich schon verlauten laßen. Des Tekeli 0018seine ort seint nit so schlecht, als ewer Durchlaucht vermeinen, 0019vnd müeßen sie formaliter attaquirt werden, wan man sie 0020wekh wolt nemmen. Wan der König gewolt hett, hett es woll
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0021können sein, oder wan die schwaben vndt andre wehren blieben. Der 0022Cuhrfürst hatt von den seinen etlige gelaßen, wan die andren 0023sein gutten exempel hetten vollgen wollen, wäre es möglich gewesen. Der 0024Markgrav von Durlach hatt klar gesacht, er wöll nit wider 0025diese, so man rebellen nent, fechten, weil es nuhr auf die religion wehr 0026angesehen. Vnser armade ganz allein ist vnmöglich, dan die 0027meiste neüe regimenter sonderlich nimmer in stand 0028dienst zue duen, dise campagne die alten auch sehr 0029in Wien gelitten, müeßen also wider willen die campagne 0030enden. Ich verhoff, meine brüder werden balt hier sein, 0031warnach mich woll vnerhört verlanget. Morgen wirt der 0032Cuhrfürst kommen, gott erhalt ihn in den guetten intentiones, 0033so er bis dahto zeiget. Was ewer Durchlaucht gnädig befohlen wegen 0034preßlauischen sachen, werde fleisich nachkommen vnd 0035den Gall ewer Durchlaucht gnädigste resolution zuewißen duen, das er hier verbleibe, 0036bis der Matenclot kommen wirt. Der Schellerer vermeine nit, 0037das vonöten, das er auch solt mitgehn, der Gall vnd Matenclot müeßens 0038miteinander richten. Ich will im woll zueschprechen lasen, das er, 0039wan es vonöten, meinem bruder anhant steh, damit ewer Durchlaucht kein vnge- 0040legenheit daruon mögen haben, welches er auch gern duen wirt. 0041Wegen des Neanders vnd Heinman wegen der administration werden
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0042ewer Durchlaucht gnädigst vom scheller Strattman vernemmen den vohrschlag, so ist, 0043das sie beyde sollen räht werden, mein bruder selbst aber administriren, 0044weil er vom Papst darzue befuecht ist in temporali, 0045vnd in spirituali werden ihr Mayestät auch gern helfen, das mein bruder 0046dem Neander adiungirt werde. Wegen bruder Friz werden ihr Mayestät 0047auch gern helfen, so balt ein canonicat lehr wirt sein, 0048das er es bekommen möge. Es wirt auch der Weihbischoff 0049her kommen, welcher alles beim Bischoff gilt, dem werden 0050ihr Mayestät auch zueschprechen laßen vnd ich auch selber mit ihm 0051reden. Canisa ist nit von den vnsern belegert worden, sondern 0052in der gegent haben sie 2 schlößer wekgenommen. Wegen Portu- 0053gal hab jezt guette hoffnung, weil der König doht, der 0054Cardinal wirt morgen zue mihr kommen und villeicht wider 0055etwas neüs von dort bringen. Er sagt nechst zu mihr, das 0056im der Nunti schreibt, das guette hoffnung, vnd er 0057sagte zue mihr, non l' è dubio ch' aueremmo questa 0058alianza ò col maschio ò con la femina ò 0059forse con tutte due, welches gott nach seinem willen 0060verleyen wolle. Izt gleich müeßen zue der Kaiserin hinunter0061gehn, also mues enden. Due mich vnterdehnigst in ewer Durchlaucht
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0062ewer Durchlaucht gnade befehlen. Hab vermeint ihr Durchlaucht fraw mutter noch zu schreiben, 0063hab mich aber in der zeit bedrogen, bitt vnterdehnigst, bey deroselben 0064gnädigste vergebung zue erbitten vohr die ienige, so sterben wirdt 0065ewer Durchlaucht 0066vnterdehnigst gehorsamste dochter 0067EMT 0068Lins den 13 novembris 1683