Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wiener Neustadt am 1681.06.03
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vater 0002Gott sey ewich gelobt, das ewer Durchlaucht sich widerumb 0003in so guettem wohlstandt befinden, der wolle 0004sie verners darbey erhalten. Aber ich bitte wohl 0005vnterdehnigst, ewer Durchlaucht wollen sich auch in acht nemmen, 0006das also continuiren möge vndt sich schonen, insonder- 0007heit im schreiben, weil ewer Durchlaucht iah sehen, das es ihnen 0008nit wohl bekomt. Vndt ich bin wohl in hochsten 0009sorgen, in vngnaden zue sein, weil ewer Durchlaucht sollicher 0010cerimoni mit mihr machen, dan es mihr schon 0011genuech, wan ich nuhr durch iemandt andren 0012vernimme, das ewer Durchlaucht wohlauf sein vndt 0013mich in dero gnade erhalten, dieses ist allein mein glükhseh- 0014lihkeit. Die zeitung mit Eisenach hab auch 0015gehört, aber darbey, das auf die Osnabrukh 0016gedenken. Dem Oxenstern will gern an die hantt 0017gehn so vill werdt können. Ich befindt mich 0018izt wohl, werd etwas brauchen. Die kinder seint 0019auch alle wohl ankommen. Ich weis nit, ob ewer Durchlaucht 0020filleicht werden gehört haben, wie schön der fromme 0021vndt wunderbahrliche Pater Marco in Frankhreich ist 0022tractirt worden. Er ist auf Lion vndt hatt dort
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0023einen krumpen geradt vndt noch mehr gnaden gewirkt, 0024von dorten sein weg gegen Paris genommen. Als er 0025aber noch ein dag reis von Paris, schikt ihm der 0026König ein deil von seiner guardi mit einem 0027leiterwagen mit stroh, laden den frommen man mit 0028dem Pater Cosmo darauf vndt fahren mit ihnen 0029dag vndt nacht, ohne das sie sie weder eßen noch 0030schlaffen, sogar nit meß lesen laßen, bis auser 0031Frankreich in Niderlandt . Ist wohl ein harte 0032sachen, gott wolle es dem König verzaien vndt 0033ihme seine gnadt verleyen, das er seine fähler 0034erkennen vndt beßern möge. Ich förcht, er komt 0035gahr nit her, wie wohl es mihr Pater Cosmo geschriben, dan ich höre, er geht wider 0036durch die Schweiz . Ich will auch ewer Durchlaucht nit 0037lenger mit mein schreiben aufhalten, due mich in 0038dero gnade befehlen vndt sterbe 0039ewer Durchlaucht 0040ganz ergebenste trew 0041gehorsamste dochter 0042EMT 0043Neüstatt den 3 junij 1681