Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, o.O. am 1680.10.18
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ich hab mit großen freüden vom Fürsten von Dietrich- 0003stein vernommen, das sich ewer Durchlaucht so wohl befinden 0004vndt ein solche consolation ab der gegenwart des 0005Pater Marcus gehabt. Ist wohl die entschuldigung wegen 0006des schreibens vnötig gewesen, vndt förchte ich 0007allemahl in vngnaden zue sein, wan ewer 0008Durchlaucht solche cerimoni mit dero gehorsamsten kindt machen. 0009Ich mues dismahl auch vnterdehnigst vmb vergebung 0010bitten, das nit vill schreib. Hab heündt auch dieses 0011wehnige müeßen vohrschreiben, weil die Königin morgen 0012vereisen wirt, so werdt morgen gahr kein zeit haben 0013vndt heüdt zue lezt hab auch nit vill zeit. Es 0014wirt mihr recht andt nach ihr duen, dan sie 0015ist ein allerliebste fraw vndt zeigt mihr gahr große 0016lieb. Mit ewer Durchlaucht so hochverlangte gegenwart wirt 0017alles doppelt widerumb ersezt. Sie beklagt, das 0018sie ewer Durchlaucht nit sehn kan. Haben woll einmahl ein 0019anschlag gehabt hier zue bleiben im landthaus, hatt aber
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0020wegen der quartier nit sein können, wahre nit plaz. 0021Die Kaiserin, bey deren mihr gestren abschit genommen, 0022hatt auch gegen mich beklagt, das sie ewer Durchlaucht 0023hier hette verhoffen zue sehn vndt iezt nit sein 0024könne. Sie werden könftigen mon oder erchtag von 0025Lins auf Wien vndt der Herzog auf Inschpruk . 0026Vohrgestren abens ist der arme Muntecuculi 0027auch gestorben, gott sey ihm genedig, er hett ihr 0028Mayestät noch wohl dienen können, dan er vor sein alter 0029noch gahr vigoros wahre. Iezt wirt die Königin balt 0030herauf kummen, so mues enden vndt sterbe 0031ewer Durchlaucht 0032ganzergebenste trewgehorsamste 0033dochter 0034EMT 0035den 18. octobris 1680