Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Linz am 1680.10.05
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 27 passato hab mit ???0003högsten freuden empfangen, gottlob das sich ewer Durchlaucht in 0004so guettem wohlstandt befinden vndt so ein 0005guetten schpaß auf der bürst haben. Das wetter 0006ist hier wohl auch schön, aber können gleich- 0007wohl niks anfangen, dan hier ganz kein 0008gelegenheit zur bürst gibt. Bitt ewer Durchlaucht vnterdehnigst, 0009sie wollen mich doch nit mit so vnuerdienten 0010danksagung überhaufen, sie wißen mein schul- 0011dichkeit wohl. Iezt steht aus Schpanien ein ant- 0012wort zue erwarten, ihr Mayestät, mein gnädiger Keiser, haben 0013eifrig dem Grana die sach befohlen, werden auch 0014ins könftig gern darzue, so vill sie können, 0015cooperiren. Der Grana, der gahr ponctual 0016ihr Mayestät befehl zue vollziheten vndt auch absonder- 0017lich eifrig allezeit zue ewer Durchlaucht vndt aller der 0018meinigen dienst gwesen, wirt auch an ihm ohne 0019zweifel niks ermanglen laßen. Darnach steht der
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0020ausgang zue gewarten, der almechtige wolle zue 0021diesem wie auch zue der auschpurgerischen 0022sach sein gnade verleyen vndt dem Papst sein 0023gemüeht dirigiren, wie es zue seiner ehr ist. Pater 0024Marcus wirt nuhnmehr schon sein bey ewer Durchlaucht 0025ankommen, ist woll ein lieber man vndt 0026hatt hier vill guetts gedahn. Wegen meines 0027bruder Ludwich werden ewer Durchlaucht vom Schellerer vernomen 0028haben, wie eifrig der Herzog von Lottrin vohr 0029ihn ist vndt das er balt möge accomodirt 0030werden vndt was vohr guette vorschläg ehr 0031disfals gedahn, das nit genuech ihn disfals rüemen 0032kan. Die Königin gleichfals zeigt sich gahr affectio- 0033nirt gegen mich vndt alle die meinigen. Sie ist 0034wohl ein allerliebste fraw, sie nimt zimlich zue 0035vndt ist wirt iezt in achten monat den 8 schon sein, 0036so hatt sie ihr nimmer auf Insprukh 0037getraut, vndt die Kaiserin hatt auch gahr 0038starkh verlangt bey ihrer niderkunft zue 0039sein, so haben es ihr Mayestät bewilliget. Mitt dem
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0040Hoffkanzler ist die confidens auch gottlob guett, 0041der geb weiters sein gnade, das möge ein rechte 0042einichkeit vntter allen ministris bleiben. Due mich 0043hirmit in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen vndt werde 0044sterben 0045ewer Durchlaucht 0046ganz ergebenste trewgehor- 0047samste dochter 0048EMT 0049Lins den 5 octobris 1680