Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1678.01.06
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
1 r
0001Durchleuchtigster Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Bitte vnterdehnig vmb vergebung, das bey vohriger 0003post mein schuldichkeit nit hab abgelegt, ich hoffe, 0004der Fürst werde mein entschuldigung abgelegt 0005haben. Ich hoffe, die conferenz mit dem Bischof 0006von Münster werde wohl abgangen sein, der 0007almächtige verleye, das es einen guetten 0008effect bringen möge. Ich haben nechstens 0009ewer Durchlaucht etwas anfangen schreiben, konte es 0010aber nit volenden, dieweil zue der Kaiserin 0011gehn müeßen, weil sie nit wohl auf wahre. 0012Sie befint sich aber iezt wider wohl vndt 0013wirt heütt herüber kommen, förcht das mich 0014wider verhindern werde, das nit alles aus 0015kan schreiben. Was aber schreiben wollen, ist 0016dieses, das der Hoher mihr sagen laßen, ihr 0017Mayestät der Kaiser hätten sich erklärt, das sie 0018ewer Durchlaucht beyde hierher beruefen wollen, die zeit aber 0019noch nit eigentlich resoluirt. Dieses hatt 0020er mihr aber in höchstem vertrawen
1 v
0021wißen laßen. Wegen ob brüeder mit sollen kommen, 0022hatt er noch kein meldung gedan vndt ist 0023vohr dis mahl dieses mihr ein vnausschprechlige 0024freüdt. Ihr Mayestät haben sich auch einmahl 0025selbsten gegen mich dergleichen verlauten 0026laßen, ich vrgire aber mit fleis noch ganz 0027nit darauf, dan auf diese weis wirt 0028es am ehesten vndt leichtesten geschen. Bitte 0029auch ganz vntertehnig, keinem menschen 0030in der welt außer ihr Durchlaucht fraw muetter 0031hier von etwas zue melden, dan wan das 0032geringste aus solte kommen oder das 0033man hier wer einige gelegenheit fünde zu 0034meinen, das ewer Durchlaucht es begerten, so stüende 0035diese sach in höchster gefahr, widerumb vmb- 0036gestoßen zue werden. Bitte darumb auch 0037vnterdehnig, mihr auf Hoher dieses vndt 0038auf folgendes nit zu antworten. Es ist 0039gestern Pater Emeric bey mihr gewesen vndt hat0040mihr große hoffnung gemacht wegen meines 0041bruedern vndt selbiges gleichsamb versichert,
2 r
0042auch ausdrüklich gesacht, ihr Mayestät seyen 0043resoluirt, so balt der Königin in Polen beylager 0044würde vohrüber sein, mit den ministris ernstlig 0045diese sach vohr zue nemmen vndt auf das 0046baldiste zu resoluiren. Der Hoher gibt mihr 0047auch eben die hoffnung vndt halt die sach 0048fast vohr gewis. Es haben auch hier die leütt 0049gesacht, mein brueder würde her auf der post 0050her kommen, brauttführer auf der Konigin 0051hochzeit zu sein. Dies habe ihr Mayestät erzehlt, 0052so sachten sie, iah ich mein, er wolle lieber 0053die braut selber daruon füeren. Wirt schon 0054geschen zu rechter zeit. Also scheinet, das ihr 0055Mayestät des heirats, aber noch nit der zeit resoluirt 0056seint. Befehl micht vnterdehnig vndt bitte, auf 0057dieses nit zue antworten, ich sterbe 0058ewer Durchlaucht 0059ganzergebenste trewgehorsam- 0060bste dochter 0061EMT 0062Wien den 6 jener 1678