Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1677.11.19
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtigster Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Bitte wohl gehorsamist vmb vergebung, das zwey 0003post mein schuldichkeit nit hab abgelegt. Am sontag 0004sein mihr auf Closter Neüburch, vndt amb pfingstag 0005ist der Kaiserin geburstdag gewesen. Hoffe, der 0006Fürst werde meine entschuldigungen gemacht haben. 0007Dem Bongert habe ich kein schreiben mit geben, sondern 0008im verschprochen, ich wolte seiner in meinen schreiben bey 0009ihr Durchlaucht recomendiren, welches ich auch gedahn. Was den Grau 0010Felix vndt Fürst Wilhelm angeht, will von beyden mit ihr 0011Mayestät reden vnd mit nechster post antwort schreiben, wie 0012auch wegen der qartir. Ich hab in einer gewisen materi 0013eine guette zeitung gehört, so villeicht ewer Durchlaucht in 0014kurzem werde berichten können, bitte aber auch von 0015diesem, was ich iezt geschrieben, in dem ihrigen keine meldung 0016zu duen. Heüt bin ich in der einsamkeit, weil der 0017Fürst von Anhalt mit ihr Mayestät auf die iacht vndt 0018drausen bey ihme geßen. Iezt eben kommen ihr Mayestät 0019wider, ich höre, sie haben sieben schwein vnd 2 bachen gefangen, 0020das iagen auf der heidt mues wohl lustig sein gewesen. 0021Newes weis sonsten nichts zue berichten als was ihr Durchlaucht schon 0022wißen werden, vndt mihr wohl von herzen leidt ist. Vnser 0023lieber alter Gonzaga komt nit wider, hatt sein
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0024abschit von ihr Mayestät der Kaiserin begehrt. Ist mihr wohl 0025leidt, gott geb, das widerumb wohl ersezt werde, wahran 0026ich gahr sehr zweifle. Von diesem wehre vill zu 0027schreiben, aber es ist der feder nit zu trawen. Der 0028Grau von Harrach ist auch aus Schpanien ankomen, ist 0029gahr ein feiner mensch, den ihr Mayestät sehr particular estimiren. 0030Dieses zue einer vnterdehnigen nachricht, aber bitt nit drauf zu 0031antworten, schier mehr als die andern beyde. Befehle mich 0032hierbey vnterdehnig in ihr Durchlaucht gnade, vndt dieweilen das 0033fest der heiligen Cattarina sich nahet, so dreibet mich 0034meine kintlige schuldikeit, ewer Durchlaucht deren geburtzdag 0035noch einmahl so vill als bis dahto mit allem 0036contento vnd gesuntheit zu erleben, gehorsamist 0037anzuewüntschen, wahrumb ich den allerhöchsten iniklich 0038bitten werde als dieienige, so bestendigst mitt 0039gröster deuotion verharen wirt zu sein 0040ewer Durchlaucht 0041ganz ergebenste trew gehorsamste 0042dochter bis in doht 0043EMT 0044Wien den 19 novembris 1677