Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1677.08.19
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtigster Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ich bitte gehorsamb vmb vergebung, das bey vohriger 0003post mein schuldickeit nit hab abgelegt, seint in der 0004Fauorita gewesen. Wegen der colnischen tractaten werden 0005ihr Durchlaucht schon selbige empfangen haben wie die der herr Cuhr- 0006fürst Liebden verlangt. Mit dem Grau Forbeni werden 0007ihr Mayestät sich der sach eifrig an nemmen. Wegen der 0008quartier vndt ratification vohr die münsterisch 0009tractaten will mein bestes duen, will auch ihr Mayestät 0010gehorsamst bitten, das dem Nuntio wohl zu reden laßen, wie 0011wohl er sich gahr eifrig erzeigt vndt eben alles 0012das vohrgeschlagen zu duen, was ihr Durchlaucht verlangen. 0013Wegen meines bruedern hatt die Kaiserin widerumb 0014mit ihr Mayestät gerett, aber die fohrige antwort 0015bekommen. Vermeinet auch, das mit dem Pater Emerik 0016daruon reden soll. Iezt aber derf ich gahr niks 0017daruon melden, bis die liebe Erzherzogin Mari 0018Antonia widerumb beßer, ist mihr von herzen 0019angst darbey, gott geb sein gnad . Ihr Durchlaucht können 0020wohl gedenken, das bey sollichen leidt sich niks
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0021von dem andren sagen laßet, bis die Princessin 0022widerumb aus der gefahr. Vndt die wahrheit 0023zu gestehn, ist mihr so angst, das schier an 0024niks denke, dan ich sie so herzlich lieb, das auch 0025nit glaub, das wohl mein eignes kind wehr, 0026sie lieber könt haben. Heüt ist es widerumb 0027etwas beßer, habe guette hoffnung zwart, 0028aber gleichwohl ist die gefahr noch nit vohrüber. 0029Gott gebe sein gottlige gnad. Befehle mich ihrer Durchlaucht 0030gehorsamst vndt werde sterben 0031ihr Durchlaucht 0032ganz ergebenste treu gehorsamste 0033dochter bis in doht 0034EMT 0035Wien den 19 august 1677