Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1706.03.20
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/7
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Dero liebsts schreiben vom 11ten dis hab woll empfangen. Bedanke 0003mich wegen der romanischen nachricht, weillen selbige 0004aber, wie ich seh, vill von dero vohrigen schreiben dependirt, 0005mit welchen der Lecherain noch nit ankommen 0006ist, so werde selbige erwarten und mich indeßen diser 0007gegeben nachricht mitt gegebener gelegenheit gebrauchen. 0008Habe anbey auch dero Liebden zu disen hernahenden alleluja alle 0009selbst verlangte vergnugung anwüntschen wollen 0010mit bitt, mihr zu vergeben, wan ich dise heilige 0011zeit etwan was faul im schreiben sein sollte, werde socher 0012hernach mich befeleißen, alles herein zu bringen. 0013Due mich in dero werteste affection befehlen vndt 0014werde sterben 0015dero Liebden 0016getrewste schwester 0017Eleonora 0018Wien den 20ten merz 1706 0019verta folium
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0020Wegen der nunnen von Neüburg hab ich dem Pater Rector auch 0021zueschreiben laßen, das er mihr woll rahten solle, wie die sach anzu- 0022greifen, hab noch kein antwort. Indesen seh ich, das die Anna Magdalena wider 0023in zimlihger freyheit, dan sie überall hinn schreibt, hatt 0024hier an die nunnen, auch auf Achen geschriben, die würdige Mutter 0025aber hier hatt kein brif geben, sondern alle verbrent. Es wirt gutt sein, 0026wan die Mutter Anna Magdalena wider ein wehnig in schranken gehalten wirt.