Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg an Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg, Düsseldorf am 1706.02.28
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/7
KonzeptSchreiber
Erwähnte Briefe: EMT an JW 3.2.1706, JW an EMT 25.1.1706
EMTs Brief vom 3. Februar 1706 hat ihn sehr getröstet, da er befürchtet hatte, sie sei mit seiner aufrichtigen Meinung unzufrieden. – Ob die Wiedereinsetzung Böhmens in das Kurkollegium gleichzeitig oder direkt nach der Einsetzung Hannovers erfolgt, ist nicht wichtig, nur, dass sie erfolgt, da sonst ein großer Nachteil für den katholischen Glauben entstünde. – Die weiteren 1.000 Mann, die JW nach Italien schickt, warten bereits in Neuburg auf einen kaiserlichen Kommissar, der sie weiterführt. Verlässt sich darauf, dass sie besser versorgt werden als seine anderen Truppen bisher, die Not und Hunger leiden; fast alle Pferde seiner beiden Regimenter sind verhungert. – Schlägt in der spanischen Heiratssache vor, vorerst abzuwarten, bis der Pater Tönnemann bei König Karl (III. von Spanien) angekommen ist, ihm das Porträt gezeigt und seinen Bericht erstattet hat. Den Douven an andere Höfe zu schicken, wäre zu auffällig, weil er zu bekannt ist; den Dr. Brunner braucht JW wegen einer derzeit hier grassierenden Seuche vorerst selbst. – Hält wegen vieler Beispiele nichts von Ehen zwischen zu nah blutsverwandten Paaren und schlägt daher nicht die Tochter von (Bruder) Pfalzgraf Karl (Philipp) vor, die außerdem zwei Jahre jünger als die Prinzessin von Wolfenbüttel ist. Die Tochter des verstorbenen Bruders Philipp ist weder gut erzogen noch schön. Weiß keine weiteren Prinzessinnen im Reich als die, von denen er schon geschrieben hat. – Was der Hoch- und Deutschmeister (Bruder Franz Ludwig) EMT gesagt hat, wird nicht sein Ernst sein; der Bischof von Osnabrück hat jedenfalls keine Aussichten in Münster. – Wird wegen der Reichsacht und Brandenburgs Vorschlag einer Erbvereinigung nichts ohne EMTs Vorwissen tun; wünschte, ihr mündlich erzählen zu können, was in dieser Sache vorgefallen ist, weil er es nicht der Feder anvertrauen kann. – Wird überlegen, was man für den Grafen Hohenfeld tun kann. – Die Angelegenheit der von Fränz ist so gut wie erledigt. – Die Vollmacht aus Rom wird inzwischen gekommen sein; JW wird gerne auf EMTs Befehl unter der Hand zur Beilegung der Differenzen (zwischen päpstlichem und kaiserlichem Hof) beitragen. – EMT wird es nicht bereuen, dem Kaiser den Kölner Nuntius empfohlen zu haben für den Fall, dass der Davia weiter auf seiner Abreise von Wien beharrt . Hat zuverlässige Nachricht, dass der Piazza in diesem Fall die nötige Vollmacht vom römischen Hof erhielte. – Entschuldigt sich für den Fall, dass EMT in seinem letzten Schreiben das eine oder andere Wort gekränkt hat, und dankt für ihre anhaltende Gnade. – Hat bereits dem Dr. Brunner befohlen, sich beim Arzt der Prinzessin von Wolfenbüttel zu erkundigen, ob man tatsächlich versuche, den Gang der Natur bei ihr mit Medikamenten zu beschleunigen. – EMT hat richtig erraten, dass der Ruggiero ein Betrüger ist. Er hat sich nun beim König in Preußen engagiert, den JW aber unter der Hand gewarnt hat.