Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Ich vernemme vom Deütschmeister, das er zu dero Liebden 0003auf Düßeldorf auf dero verlangen geht, hoffentlich 0004wirt sich mit diser occasion die differenzen schlichten 0005laßen. Bitt dero Liebden nochmahlen, sie wollen doch alles möglige 0006anwenden vndt auch etwas vnd auch mehr nachlaßen, 0007damit nuhr die liebe vndt vohr gott vndt der 0008welt notwendige einikeit vnder den brüdern, vnsers 0009gnädigen herrn vater in dohtbett gedahnen vndt vnder scharfen 0010bedrohunge geben befehl gemäß, möge erhalten werden. 0011Auch kan ich dero Liebden nit verhalten, das izt der Bischoff 0012von Osnabrukh (weilen die primas prezes schon zu 0013Augschpurg dem Neßelraht verschprochen worden) izt 0014gleich die resignation seins canonicats, wie ich


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0015ich ihm ein formula dauon geschikt, möchte geben. Er difficultirts, 0016weilen dero Liebden ihme selbiges mahl geschriben, das er damit solle 0017einhalten, bis sie ihm weiter schreiben werden, weilen izt aber 0018der casus mutirt ist vndt der Bischoff gahr krankh, 0019so ist periculum in mora. Ich habe ihm zwar geschrieben, 0020wolle es bey dero Liebden verantworten vnd sey sicher, das 0021dero Liebden es aprobiren wurden, wan er aber gleichwoll noch0022difficultiren möchte, bitte dero Liebden, ihme zu schreiben, das ers 0023gleich schiken solle. Auch kan ich dero Liebden nit bergen, das der 0024gutte Pater dela Torre, wie zwar dem Wißer schon 0025habe comission geben, dero Liebden zu schreiben, sich hier nit zum besten 0026comportirt, allerley intrigen vndt sachen macht, schwezt vill, 0027vnd in soma hir nit woll steht, welches dero Liebden ein 0028groß preiudiz ist, in dem die ganze welt 0029dero Liebden von allen, was er aus seiner imprudenz 0030duet, die schuld gibt, das sie ihn hetten her gebracht. 0031Also bitte ich, dero Liebden wollen ihn gleich accolirn, vndt wan 0032iah das negotium noch solte gedriben werden, auf welchs 0033ich beken, das nit mehr vill halt, so woll dero Liebden wem 0034andren damit her schiken, oder wen dero Liebden ihn nit gern zu sich rufen,


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0035wollens nuhr mihr erlauben, so wirt er gleich von Rohm 0036aus von hir abgefordert werden, dan der Papst in schon 0037längst gern hier wekh hette, einmahl daugt er hier 0038nit. Der feder kan man nit alles trawen. Dero Liebden wißen, 0039das ich sonst alle gern portir, was von ihnen ist, aber 0040es daugt weder vohr dero Liebden, noch vohr ihn, noch vohr 0041vns. Bitt, dero Liebden wollen mihr vergeben, das so frey schreib, 0042due es halt inh allter confidenz, in deren ich 0043leben vnd sterben werd 0044dero Liebden 0045getrewst schwester 0046Eleonora 0047Wien den 8ten august 1705 0048Der Rogier arbeit zwar, ich bitt aber, dero Liebden wollen mihr nit 0049übel nemmen, das ich zu meiner nachrich dero Liebden 0050in der alten confidenz frage, wie es mit dem steht, 0051was er dero Liebden von hir hatt mitt geben, vnd ob die multi- 0052plication so angangen.