Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1704.08.06
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/7
Ausfertigungeigenhändig
2 r
00016 august 17040002Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0003Ich hab dero liebsts schreiben vom 3ten dis durch den Hamilton 0004woll empfangen. Vndt hatt mein bedrüebnus nit 0005wehnig vermehret, das gesehn, das dero Liebden gleich den ersten 0006dagreis so schpaht zue ruh vnd so frue wider auf, 0007das mich solches billich in sorgen sezet, das sich dero Liebden 0008dise reis gahr zufill stapazirn vnd dero gesundheit 0009leiden möchte. Den dag nach dero abreis ist vnser schwester 0010hinüber in dero anticammara, dorten alles zue nider- 0011konft gericht, wis sie dann abens vmb dreyfirtel auf 0012zehne von einer dochter nach einer vnausschprechligen 0013harten vnd gefährligen niderkonft endtbunden worden. 0014Das kindt hat kaumb so vill leben gehabt, das man 0015es daufen können vndt ist balt drauf im himel gangen, 0016sie auch nach der nider konft so schwach bliben, das
2 v
0017mihr die ganze nacht in größer sorg ihres lebens 0018geweßen. Hernach gegen 10 vhr, nach villen laben vnd rimediren, haben 0019ihr ein supen vnd darauf ein drunkh geben, warauf sie ein- 0020geschlaffen vnd nach 2stündigen schloff sich zimlich wider 0021erholt, welches von stundt zu stundt beßer worden vnd 0022izt gottlob sich woll vndt aus aller gefahr befinden 0023duet. Hab des wegen eracht, auch dises beygeschloßene dero Liebden zu 0024überschiken, ob sies dem Prinzen wolten brengen oder schiken, worin 0025ich ihm dauon parte gebe vnd condolir. Wegen des Hamilton 0026seiner pretension werd mit ihm reden vnd alles duenlige 0027gahr gern zu seiner consolation beydragen. Wegen des Indes 0028werd fleißig andreiben, vnd wirt mihr lieb sein, wan mihr 0029der Huntheim wird eins vnd anders an die hand geb, 0030was zu beförderung der sachen gedienen möge, werd gwis es 0031mit eifer duen. Der Palfi wirt wekh, das ist fast ganz 0032gewis, vnd balt, darauf konen sich dero Liebden versichern vnd verlaßen, 0033der Grav von Turn ist schon instalirt vnd dient schon würkhlich. 0034Die gesantschafft in Moscaw, sagen ihr Mayestät, solle balt geschen. 0035Im vbrigen bin dero Liebden sehr obligirt vohr die vohrsorg, so sie 0036wegen meiner gesuntheit dragen, ich bin nuhr gahr zu heiklich 0037auf mich selbst vnd befindt mich gottlob woll auf.
3 r
0038Hierbey kombt auch ein schreiben vom Bischof von Augsch Augsburg, 0039woraus sie ersehen werden, wie es zu Costniz abgangen ist, 0040kome also, dero Liebden zu ver vernemmen, was zu duen vnd ob 0041wegen Eigstett vnd was zu duen. Auch kombt herbey ein 0042schreiben von vns geliebsten mama, warin sie verlangt, 0043das sie also gleich solle her beruefen werden, also 0044hab mich erkundigen wollen, was dero Liebden meinen, was zu duen, 0045obs zu duen oder nit, obs villeicht nuhr incognito 0046soll sein, alle inconuenienzen zu suciren, oder wie es 0047zu decliniren ist. Auch der Prinz wegen schwester Lischen so hier NB, 0048bitt umb ein schleünige antwort, was ich zu duen 0049hab. In deßen hab ihr Durchlaucht geschriben, das primo mein schwester 0050in den zimmern vnd ihr Durchlaucht kein decente wohnung hetten, 0051obs nit zu verschiben, bis mein schwester so weit, das könt 0052in ihr alte zimmer zihen, secundo weilen wegen der cerimonios 0053doch eins vnd anders einzuerichten, ob ihr Durchlaucht mochten iendt 0054iemand her schiken es abzuereden. Dis hab gedahn zeit zu 0055gewinnen, bis ich von dero Liebden antwort bekomme, hab auch 0056der fraw Kezchen vnd Pater Staudacher geschriben, das sies sollen 0057suechen, woh nit gahr zu verhindern wehnigst zu trainiren.