Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1690.06.11
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 6ten dis hatt mich woll 0003vnauschprechlich erfreüdt, in dem ich daraus nit 0004allein dero guetten wohlstandt vernommen, sondren 0005auch, das ich noch den trost vnd freüdt haben 0006werde, ewer Durchlaucht alhier vnterdehnigst zue bedienen. Werd 0007fleisig überall betten laßen, das ewer Durchlaucht hoffentlich 0008die reis nit schaden werde. Der Pater Emerich aber 0009sehet ich woll gern wan er mit kehme. Wegen 0010der hinaufreis derf ehr sich nit sorgen, dan 0011er auf das gelegenste in einem schiff auf der 0012Hohenaw oder, wan er nit wolt zue waßer gehen, 0013in einer senften gahr gelegen widrumb hinauf 0014könte kommen. Es wurd ihm gewißlich dise reis 0015niks schaden vnd mihr auf alleweis sorgen, das er 0016in allem hier vnd auf der rukhreis woll versehen wer
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0017und ihm niks schaden wirt. Wegen bruder Pfilipp Wilhelm heirat 0018hab ich ewer Durchlaucht schon bey vohriger post vnterdehnigst bericht, 0019vnd wirt es der Hoffkanzler mit mehrem 0020gedahn haben. Heünt ist der Prinz de Sauoy von hier, 0021welcher ein starker amant wahr, hatt aber 0022bey heüntiger audiens gemelt bey ihr Mayestät, das er 0023hör, das ewer Durchlaucht einige gedanken vohr mein herrn bruder 0024hetten, so sollen sich ihr Mayestät versicheren, das er 0025den geringsten paso in disem nimmer duen werd, 0026vnd verlang ganz nit, mit mein herrn bruder zue 0027competiren. Ob ewer Durchlaucht ihm vnterdeßen gnädigst er- 0028lauben wollen, auf Düßeldorf zue meinem elsten 0029herrn bruder ein ritt zue duen. Er kan doch gleich wider 0030dah sein, wan das werkh eingericht wurd, es 0031wirt ihm sonst zu Neüburg die weil gahr zu 0032lang. Wegen der pferd hab ich mit vohriger post 0033vnterdehnigst bericht, das ihr Mayestät vermeinen, außer 0034ein etlich klepper vohr ewer Durchlaucht eigne person, 0035das villeicht hier keine recht dauglich wehren, sonst 0036sey vnötig, das ewer Durchlaucht pferdt mit brengen, vnd 0037wolten ihr Mayestät schon selbige mit allen versehen laßen. 0038Vnser Königin wirt hoffentlich am heiligen aufarts
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0039dag beim König sein ankommen, gott geb sein gnad, 0040das balt ein gutte zeitung hören. Mit nechster 0041post, hoff ich, werden mihr alle nachricht 0042haben, das sie auch schon zu Madrit wirt 0043ankommen sein. Die polnische sach werden ewer 0044Durchlaucht schon alle nachricht haben, das alles richtig 0045ist, gott geb sein gnad, das durch dise 0046allianz vill guttes möge geschen. Sage auch 0047ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh vohr dero gnädigen wuntsch zue ihr 0048Mayestät, meines liebsten Keisers, geburzdag, gott wolle 0049dero gnädigen wuntsch erfüllen. Ihr Mayestät vnd ich werden 0050allzeit gegen ewer Durchlaucht suchen, selbiges zu verschulden, 0051in dero gnad ich mich vnterdehnigst empfehle, als die 0052ich sterben werde 0053ewer Durchlaucht 0054vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0055Eleonora 0056Wien den 11ten junij 1690 0057Mihr haben auch die notifficationes 0058aus Frankreich bekommen, wie ewer Durchlaucht, wegen der Daufinin 0059doht, vnd obwollen sonst alles comercium aufgehebt, 0060werdens ihr Mayestät vnd ich dannoch beantworten.