Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Laxenburg am 1690.06.04
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
195 r
0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 30ten dis hab mit vnterdehnigstem respect 0003empfangen. Dem almechtigen sey ewich dankh, das 0004sich ewer Durchlaucht in guettem wohlstandt befinden, der 0005wolle verners sein gnad verleyen vnd ewer Durchlaucht darbey 0006bestendig erhalten. Ist mihr leidt, das die beys so schlecht 0007von statten gehet. Es ist auch izt das wetter nit 0008guet, der regen ist aber hir woll vonöten gewesen, 0009dan ein zimlige drukne wahr. Was mihr ewer Durchlaucht 0010gnädigst wegen des Graven von Altheim befehlen, so hab ihn allezeit 0011ihr Mayestät reconmendirt, kan aber izt ewer Durchlaucht vnterdehnigst nit 0012verhalten, das er gahr ein schwehre krankheit hatt aus- 0013gestanden, welche ihn in solichen standt gesezt, das alle 0014nit glauben, dass er disen dienst könne mehr vohr stehen. 0015Ist im kopf zimlich geschwecht, auch so schwach, das er 0016kaum über ein zimmer gehn kan, die hendt schier nit 0017gebrauchen, zittert gahr starkh. Es ist mihr woll gahr leid
195 v
0018vmb ihn. Ich glaub auch nit, das der dienst so 0019balt wirt ersezt werden. Des Deütschmeister brif werd 0020widrumb auf Genua schiken, dort, glaub ich, werds 0021ihm zum sichersten antreffen, sonst möchtens ihn 0022verfehlen. Gott geb, das er gesunt wider zuerukh komme. 0023Die schpanier seint freilich wunderlich in ihren 0024sachen. Es hatt an der verwittibten Königin nit 0025gemangelt, aber sie hats nit erhalten können, gottlob, 0026das vnser Konigin nuhr einmahl drinnen ist. Mit nechster 0027post werden mihr schon haben, das sie zue Madrit wirt 0028sein ankommen. Hirbey kombt auch der brif von der 0029Königin wittib. Der König in Frankreich vnd Daufin haben 0030vns gleichwoll parte geben durch schreiben der Doufinin 0031ihren doht. Gott geb nuhr ein glükhlige campagne. 0032Der Cuhrfürst ist gahr eifrich, ist noch am freitag 0033in der nacht wekh, Pater Marco ist bey ihm gewest, aber 0034wie ich hör, nit gahr lang, hab dersider nit mit 0035ihm geret, also weis nit, wie die predig abgangen ist. 0036Es gibt hier sonst ganz niks, ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue 0037berichten, also will ich ewer Durchlaucht auch nit lenger 0038mit meinem lehren schreiben vngelegenheit machen,