Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Laxenburg am 1690.05.21
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr vatter 0002Damit ich morgen nit widerumb mit einer 0003vngereimbten entschuldigung möge aufzien, so 0004vang ich heündt dise mein vnterdehnigste zeilen an. Werds 0005morgen vollenden, dan es morgen wehnig zeit wirt 0006geben, weil das gebett vnd ein dankhfest gehalten wirt, das 0007gott vns in dem wetter so gnädig behütt hatt, vnd bitten, 0008das ins könftig sein barmherzige handt über vns halten 0009woll, in dem es dersider schier alle dag wetter gibt, 0010auch offt zwey in ein dag. Hatt auch schon dersider zwey 0011mahl zue Wien eingeschlagen, gott woll vns genedig 0012sein. Ich hab mich sonst nit absonderlich vor den wettern 0013geforchten, aber wan dis so continuiret, wurd es mihr 0014auch anfangen, nit gahr woll darbey zue sein. Doch 0015kan ein gott überall finden, vnd von seiner handt ist 0016alles guett, so due ich mich auch darauf verlaßen vnd 0017ihm alles heim stellen. Sag ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh vohr den
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0018gnädigen wuntsch zue dem heiligen pfingstdag, der allmechtig heilige geist 0019wolle ewer Durchlaucht alles erdenklige wollergehn verleyen, 0020hatt vns woll gnädig bewart. Kan mich nit genug verwundren, das 0021selbigen dag post meine briefe nit ankommen, dan ich geschriben, vnd 0022wahren vom 4ten. Hoff, ewer Durchlaucht werdens noch empfangen, das 0023villeicht zue schpaht sein kommen. Ist mihr leidt, das 0024die beys nit recht vonstatten geht, hoff aber, es werd sich 0025gebeßert haben. Hier gehts zimlich gutt, gehen schier alle 0026dag aus, aber wehnig milan sicht man. Wegen Heidel- 0027berg werden ewer Durchlaucht gnädigst vom Stratman vernommen haben, 0028das schon resoluirt ist, das fränkische sollen hinein gelegt 0029werden. Cuhrbeyren ist nit her kommen, glaub auch nit, 0030das er kommen werde. 0031Heündt empfange ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 18ten. Erfreüet 0032mich von herzen, das ewer Durchlaucht sich in so guttem wohlstandt 0033befinden vnd mein vnterdehnigste schreiben, auch das vom 4ten, empfangen 0034haben, welches ich glaubt verlohren zu sein. Die schreiben in 0035Schpanien werd fleisig bestellen, des Deütschmeister seines aber, 0036weil er mihr schreibt, das er zu end dises monats 0037glaubt, zue Genua zue sein, werd ich dort hin schiken, 0038dan es ihn weder in Schpanien noch in Portugal mehr 0039antreffen wurden. Ihr Mayestät werden sich auf alle weis ihn 0040vnd sein orden laßen befohlen sein vnd haben ein absonder- 0041lige satisfaction, das er dise reis auf sich genommen.
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0042Heündt ist vnser procession gahr gutt abgangen. Jezt, 0043hoff ich, werden die wetter ein end nemmen, dan vnser 0044Pater Marco ist auch mit gangen, vnd deßen gebett gibt 0045aus bey dem barmherzigsten gott. Dise vnterdehnigsten zeilen 0046schreib auf der beys, haben 4 reiger gefangen. Iezt ist schon schpaht 0047vnd werden gleich heim, also due ich mich in ewer Durchlaucht 0048gnade vnterdehnigst befehlen vnd werde sterben 0049ewer Durchlaucht 0050vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0051Eleonora 0052Laxenburg den 21ten maij 1690