Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1689.07.21
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht schreiben bede vom 15ten vnd 18ten dis hab mit 0003vnterdehnigstem respect empfangen. Dero gutter wolstant 0004duet mich über alles erfreien, darbey der almechtige 0005ewer Durchlaucht bestendigst erhalten wolle, vnd ich bald 0006die gnad haben möge, ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue bedienen, 0007welches ich kaum erwarten kan. Das ewer Durchlaucht gnädigst 0008gern gesehen, das der Grav Wollenstein vnterdehnigst aufgewart, 0009hoff ich, werd er in Schpanien gutte relationes geben. 0010Es wirt die Königin woll freien, wan sie wirt hören, 0011das sie schon schpanisch reden duet. Vom Mansfelt 0012haben noch niks, ihr Mayestät hoffen aber, er werd balt
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0013selber kommen vnd auch vom Graven Öting balt etwas 0014guets einlaufen. Indeßen werden ihr Mayestät in gottes 0015nahmen die reis noch den 27ten vortsezen, gott geb sein 0016gnad darzue. Wegen der puncta, so ewer Durchlaucht mit 0017der staffetta geschikt, wirt der Fuker heünt aus- 0018fürlich berichten. Weil man sich hir verlaßen, das 0019ewer Durchlaucht die leüt zue meiner fraw schwester reis geben 0020werden, kombt es jezt etwas schwehr wegen 0021kürze der zeit. Man wirt aber überlegen, was müglig 0022wirt sein, vnd nach einlaufung des curir alsobalt 0023wider durch einen oder den Fuker selbsten ewer Durchlaucht in 0024allem bericht erstatten. Ich bitt auch vnterdehnigst vmb 0025vergebung, das ich nit allein bey vohriger post 0026vergeßen, meiner fraw schwester aus Portugal brif an 0027mich zue überschiken, sondern auch selbigen vnter andren 0028zerrißen. Sie schreibt mihr dergleichen, als wan sie 0029iezt drinen auf mein bruder, den Cuhrprinz, inclinireten, 0030welches meines wehnigen erachtens gahr nit rahtsamb 0031wehre, beziet sich aber auf das, was sie ewer Durchlaucht 0032geschriben. In der polnischen sach wirt ewer Durchlaucht der Hoffkanzler 0033alles ausfürlich berichten, auf den ich mich bezihe.
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0034Wegen der denischen sach ist gott zue danken, vnd wirt freilich 0035sich zue befleisen sein, das er keine völker an Frankreich 0036vberlaße. Sie müeßen doch an volk mangel leiden, 0037dan mein bruder Pfilipp Wilhelm schreibt mihr, das sie 0038aus Casal die meriste guarnison genommen vnd 0039nuhr gahr wehnig caualeria drinen verbliben. Heündt seint 0040mihr auf einem iagen gewesen, haben zimlich gutte hirsch 0041gefangen. Will ewer Durchlaucht auch nit lenger mit mein schreiben 0042vngelegenheit machen vnd mich in dero gnad befehlen, 0043die ich sterben werde 0044ewer Durchlaucht 0045vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0046EMT 0047Wien den 21ten julij 1689