Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1689.07.18
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster her vatter 0002Ewer Durchlaucht bitte ich vnterdehnigst vmb vergebung, das 0003ich bey lezter post nit vnterdehnigst mit schreiben aufgewart habe. 0004Der Hoffkanzer wirt mein vnterdehnigste entschuldigung haben 0005ausgericht, hab auch vermeint, der curir werd 0006gleich amb freitag wekh gehn. Sage ewer Durchlaucht vnterdehnigsten 0007dankh vohr dero gnädige schreiben vom 8ten vnd 11ten dis, waraus 0008ich woll mit meiner höchsten consolation vernommen, 0009das sich ewer Durchlaucht in so guettem woltandt wider 0010befinden, dabey der almechtige ewer Durchlaucht verners 0011gnädig erhalten wolle zue vnser aller trost. 0012Mir seindt hir ebenfals in sorgen, weil man 0013so gahr niks vom Mansfelt hört, hoff
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0014aber, er werde selbsten ehender kommen, als man 0015was wißen wirt. Von Hamburg schreibt man zwar, 0016er sey zue Lisbona imbarquirt, ist aber nichts 0017gewißes. Vom Öting haben wir, das er negotirt, vnd zeigt 0018sich dis auch lenger, als man vermeindt, hoff aber, es0019werd balt ein guette resolution kommen. Wegen 0020der leüt, so ewer Durchlaucht gnädigst verlangen vohr mein fraw schwester, 0021vermeinen ihr Mayestät zwar, werde kein difficultet 0022sein, doch wirt man alles beßer wißen, wan der 0023Mansfelt kommen wirt. In der polnischen sach werd 0024ich mit nechsten ewer Durchlaucht ihr Mayestät resolution vnterdehnigst berichten, 0025dan sie so vill mit den andren sachen zue duen gehabt, 0026das vnmöglich gewest, dis zue deliberiren. Der furir 0027zettel kombt mit disen curir wie auch die antwort 0028auf des Fuker puncta. Ich vermein, es werd auf dise 0029weis als gutt gehn, auch mit dem Botschaffter. 0030Wegen der Obristhoffmeisterin auch, doch bedunkt mich, 0031ihr Mayestät incliniren zum meristen auf die von 0032Sikingen, weil sie schon bey ihr, meine fraw schwester, Hoffmeisterin geweßen 0033vnd auch hier hoffdame vnd ihr mutter Obristhoff- 0034meisterin geweßen, scheindt auch, das schwer sie zurukh
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0035zue sezen, weil sie schon mein schwester bedient hatt. 0036Wegen des apoteker vnd andren, so ewer Durchlaucht gnädigst verlangen 0037mit zue geben, wirt es sich woll duen laßen. 0038Wan der Mansfelt kombt, wirt man dißes 0039alles mit ihm können einrichten. Ich hoff, gott 0040werde vns behüeten, das die franzosen niks anstellen. 0041In Behmen ist widerumb ein ganz stattel abge- 0042brendt, auch dem Martiniz eins mit dem schloß 0043zue Alt Bunzel. In Sankt Wensels kirchen hatt ein 0044groß cruzifix, so in der mitten steht, die augen 0045ganz kleglich gehn himmel gewendt, das alles 0046folkh angefangen zue schreien, Bues, bues, gott wolle 0047vns barmherzich sein. Hier ist ein grausames 0048wetter geweßen, verwichen montag hatt geschaurt steiner 0049großmechtige, ein haben herin gewogen zue 8 lott. In 0050der statt haben ein gewogen zue anderthalb pfundt. 0051Hatt vill fenster eingeschlagen in vnsern vnd der 0052kinder zimmer alle, auch in der statt kein 0053haus, das ganze fenster behalten. Dis seindt 0054alle warnungen von gott. In hoffnung vnd