Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1689.06.19
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 14ten dis hab mit vnterdehnigstem 0003respect empfangen. Ist mihr die gröste freüdt zue 0004vernemmen, das sich ewer Durchlaucht vnd ihr Durchlaucht, mein geliebste 0005fraw mutter, in bestem wohlstandt befinden. Was 0006mihr ewer Durchlaucht gnädigst befehlen wegen meines bruders Pfilipp 0007Wilhelm im vall der Marzi mit doht abgehen 0008solte, werde ich mich auf alle weis befleißen 0009zue gehorsamen. Sorge aber, hir werde so schwehr 0010oder villeicht schwerer sein, ein daugliges subiectum 0011zue dißem zue finden, werde aber mein eüsers 0012duen vnd nachfragen, woh ich werd können, auch sodan 0013solches ewer Durchlaucht alsobalten vnterdehnigst berichten. Hoff 0014aber, weil mit heüntiger post niks kommen,
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0015so hoffe ich, er werde widrumb beßer sein, welches 0016woll zue wüntschen. Heündt seindt 3 curir zugleich 0017kommen aus Schpanien, nit allein mit allen formalien, 0018sondren haben auch die procura vnd alles mitgebracht, 0019den heirat schleünigst zue tractiren vnd zue schließen. 0020Vnd zeigt der König großes verlangen, das alles 0021gahr geschwint geschen möge, vnd hatt zue der 0022Königin gemelt, man soll sie ihm nuhr balt 0023schiken, wan sie auch nuhr in hemet wehr, so wer 0024er schon zue friden. Der Mansfelt ist gleich in 0025Engelant, alles zue concertiren wegen der 0026hinein reis, vnd wirt vermuetlich balt hier 0027sein, dan ihm der König aufgedragen, die braut 0028hinein zue füeren. Der König hatt alles ihr Mayestät, 0029mein Keiser, überlaßen. Er sols machen, wie er will, 0030nuhr, das balt die braut bekommen möge, 0031also werden ihr Mayestät die sachen gleich deciffriren 0032laßen, dan das meiste in ziffra, aus welchen man 0033mehrers ersehen wirt, auch alles gleich überlegen 0034vnd sodan alsobalt ein curir darmit über- 0035schiken, welcher vermuetlich noch vohr einlaufung 0036diser meiner vnterdehnigsten zeilen anlangen wirt. Es ist
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0037mihr auch beygefallen, weil notwendig wirt sein, das 0038sie die schprach erlerne, ob ewer Durchlaucht iemandt haben, 0039ders guett kann. Sonst hett ich einen cammer- 0040diener, der ein schpanier vnd die schprach gahr 0041guet hatt, den wolt ich alsobalt per posta 0042überschiken, damit er sie bis zue ihrer abreis 0043darinnen instruiren kunte. Erwarte hierüber ewer Durchlaucht 0044gnädigen befehl, das übrige werde alles mit dem 0045curir berichten vnd überschiken. Due mich indeßen 0046vnterdehnigst in ewer Durchlaucht gnade empfelen vnd werde sterben 0047ewer Durchlaucht 0048vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0049EMT 0050Wien den 19ten junij 1689