Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Laxenburg am 1689.05.26
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich lebe der hoffnung, das ewer Durchlaucht sich in bestem 0003wohlstandt befinden werden, welches mich über alles 0004erfreien wirt zue vernemmen. Aus Schpanien schreibt 0005die Königin mihr weiter niks, als was ich ewer Durchlaucht bey 0006vohriger post vnterdehnigst bericht hab. Ihr Mayestät aber schreibt sie, 0007das sie hofft, mit könftiger post, dah sie ihr Mayestät 0008schreiben erwart haben, ein guette resolution zue über- 0009schreiben. Ihr Mayestät haben die rationes geleßen, warumb ewer 0010Durchlaucht mehr auf meine andre brüder als auf den Bischoffen 0011incliniren in Portugal zue schiken, aber vermeinen, 0012das eben dort dise gutte talenta mehr vonöten 0013wehren, damit er sich von den seinigen nit so über- 0014meistern laße, wan er zue der kron solte kommen
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0015gleich wie diser König, vnd alsdan kunte er vill guttes 0016duen. In diser sach ist aber niks zue duen, bis der König 0017vnd die Infantin gewelt werden haben, welches vermutlich 0018iezt schon wirt geschen sein, vnd sie selbige resolution 0019schwehrlich endren werden wollen zuedem, das mit dem 0020Bischoff schon zimlich weit kommen vnd er prostituirt wurd, 0021wans solte widerumb zue rukh gehen, in sonderheit, 0022wan dem Papsten schon die rationes der hiesigen theologhi 0023wehre vohrgedragen worden. Von hieraus hatt mans 0024nit geschikt an ihr Heyligkeit, sondren haben nuhr zwei von den 0025forhnemsten teologhi dorten selbige in secreto geschikt, 0026vnd ohne iemandt zue nennen, das sie auch ihr 0027sentiment darüber solten geben, welches sie auch gedahn, 0028aber alle der meinung seindt, der König müeße die 0029dispens selber begeren, welches von hier schon in Portugal 0030ist überschriben worden. Darauf müeßen die antwort 0031erwarten. Zue Baßaw ist der Lamberg erwelt worden, 0032wie ewer Durchlaucht schon wißen. Ich hoffe, er werde woll dienen 0033vohr das publico, ihr Mayestät vnd auch ewer Durchlaucht zue dienst, 0034dan er allzeit große deuotion erzeigt hatt. Es gibt 0035hier sonst ganz niks ewer Durchlaucht zue berichten, also 0036will ich auch ewer Durchlaucht nit lenger mit mein üblen
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0037schreiben vngelegenheit machen, sondern mich in dero 0038gnade vnterdehnigst befehlen, die ich sterben werde 0039ewer Durchlaucht 0040vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0041EMT 0042Laxenburg den 26ten maij 1689 0043Gottlob ist zue Münschen die niderkunft 0044so woll abgangen, ihr Mayestät, mein Keiser, hatt auch ein große 0045freidt mit dem enikel.