Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1689.01.23
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich verhoffe, diße meine vnterdehnigsten zeilen werden ewer 0003Durchlaucht in bestem wohlstandt vnd von dem cattar ganz 0004befreit befinden, welches ich von herzen wüntschen due. 0005Bitte beynebens vnterdehnigst vmb vergebung, das ich 0006heündt wehnig mit mein schreiben ewer Durchlaucht bediene, 0007weil heünt Sankt Joseph vermehlung ist, seindt mihr 0008im kloster gewest vnd schpaht heim kommen. 0009Mit dem Hoffkanzler hab geret, was die druntigen 0010landen angeht, so glaub ich nit, das mein 0011brueder auch mit der Erzherzogin reist, welches 0012aber mit heündtiger post, welche, wie ich glaub, 0013wegen des üblen wetters noch nit ankommen ist, 0014dießes müeßen zeigen, gott schike alles zum besten.
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0015Was bruder Carl angeht, so vermeindt er, ich solle dem 0016bemischen Obrist Canzler Kinski, welcher doch, es sey in 0017Behmen oder Schlesien, müeste die anstalt machen, die 0018confidenz zeigen vnd mit ihme daraus reden, 0019welches ich ehister dagen duen werde. Zweiflle nit, er 0020werde gern darzue cooperiren, dan er sich allezeit 0021gahr deuot gegen vnser haus bezeiget hatt. Es 0022hatt mihr negsten der liebe Pater Marcus dise lista 0023geschikt, wan er dißes iahr den segen will geben, also 0024hab ich glaubt, es möchte ewer Durchlaucht lieb sein, solche zue 0025haben, also dueß hierbey vnterdehnigst überschiken. Der almech- 0026tige verleye, das ewer Durchlaucht dardurch, was sie verlangen 0027mögen erhalten, mich in dero gnade vnterdehnigst empfelendt 0028sterbe 0029ewer Durchlaucht 0030vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0031EMT 0032Wien den 23ten jener 16880033Dem almechtigen sey ewigen dankh, der hatt vns wider 0034vnverhofft begnad, in dem sich Sigett ergeben, dah doch 0035kaum 300 man mehr bey der blocada wahren, gebenedeit 0036sey die güette gottes. Das es den kindern gottlob gutt geht 0037mit denen fleken vnd steinblattern, werden ewer Durchlaucht gnädigst von ihr Durchlaucht, 0038meine geliebsten fraw muetter, vernemmen.