Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1688.11.20
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
286 r
0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Weil ich bey vohriger post dero gnädiges schreiben vom 12ten dis nit 0003beantworten können vnd izt die gelegenheit, das 0004der Marc Antoni wider in Portugal geht, so hab 0005ich soliche schuldichkeit nit vnterlaßen wollen. 0006Sage zuevordrist ewer Durchlaucht vnterdehnigst dankh vohr den 0007gnädigen wuntsch, so sie wegen Sankt Leopolt dag mihr 0008haben duen wollen, ewer Durchlaucht gnaden vnd gütte überheüfen 0009mich also, das ich selbige niemahlen verdinen kan. 0010Gott gebe nuhr, das dise bedrüebten zeiten sich 0011balt endren mögen, waran ich ganz nit zweiflen 0012due. Man vnterlast hier niks, es werden auch 0013däglich deils regimenter hier erwart, die hinauf
286 v
0014marchiren sollen. Ich hoffe, in deßen werden die 0015saxischen vnd heßen ein streich duen vnd Coblens oder 0016Franken Dall sucuriren, gott geb sein gnad darzue. 0017Was mihr ewer Durchlaucht gnädigst von dero iezigen stand gnädigst 0018melden, due ich woll herzlich beklagen vnd wünsche, 0019das ich etwas zue dero soulagement cooperiren 0020kunte, welches ich mich allezeit von herzen befleisen 0021werde. Mein bruder Carl vnd sein gemahlin betrefent, 0022das sie solten in Schleßien gehen, wurden soliches ihr 0023Mayestät gern gedahn haben, wan nit solche erheblige 0024vhrsachen ieziger zeit darwuider wehren, wie ewer 0025Durchlaucht von dem Hoffkanzler ausfürlich vernemmen 0026werden, deswegen ich es nit widerholen will. Wan 0027man aber wirt sehn, wie sich die sachen beim reichs- 0028dag in Polen werden anlaßen, alsdan wirt sich villeicht 0029dißes ehender practiciren laßen. Ich vernimme 0030von ihr Durchlaucht, meiner geliebsten fraw mutter, das mein herr bruder, 0031der Deütschmeister, wirt auf Neüburg kommen, das
286 vv
0032ist woll gahr gutt, dan in der pfalzisen lendern 0033lenger zue bleiben selbige zue administriren, 0034wehre vohr ihn gahr nit weder reputirlich, 0035auch höchst schadlich, wie ewer Durchlaucht vom Stratt- 0036man ausfürlich werden vernemmen, auf den 0037ich mich bezihe. Das mein bruder Pfilipp Willem 0038schon sein reis angetreten, werden ewer Durchlaucht aus 0039bey ligenden gnädigst ersehen. Befehl mich vnterdehnigst vnd 0040werde sterben 0041ewer Durchlaucht 0042vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0043EMT 0044Wien den 20ten novembris 1688