0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Bitte vnterdehnigst ewer Durchlaucht vmb gnädige vergebung, das ich bey vohriger 0003post mein schuldichkeit nit hab abgelegt mit schreiben, 0004wahr die vhrsach, das ihr Mayestät, mein Kaiser, sich selbigen 0005dag mit einer klein alteration incomodirt befunden, 0006wie sie hier starkh herumb gehen mit catarren, gottlob 0007aber ist schon widerumb beßer vnd befinden sich 0008woll auf. Ist mihr auch ein großer trost zue ver- 0009nemmen aus dero gnädigem schreiben vom 29ten dis, das ewer Durchlaucht sich beßer befinden, vnd hab 0010ich gahr ein vestes vertrawen auf des guetten 0011Pater Marco segen, das ewer Durchlaucht sich balt völlich 0012erholen werden. Es sezt mich nuhr in sorgen, das diese 0013bedrüebnus, so ewer Durchlaucht diße zeit hero gehabt vnd 0014noch haben, ihnen nit schaden möchte, gott wirt aber

0015hoffentlich alles zumb besten schiken, das ewer Durchlaucht desto gewißere 0016freüdt werden erleben, an welchem ich gahr nit zweiflen 0017due, vnd durch dero generositet vnd resignation werden 0018sie diese bedrübnus also überwinden, das inen an der ge- 0019suntheit hoffentlich nit schaden wirt. Ihr Mayestät vnterlaßen 0020niks, was möglich zue duen, die beyren werden alledag hir 0021erwart, die schwaben in gleichen, vnsere völker werden 0022sich auch nit saumen. Dises aber kombt wegen 0023Pfilipsburg zue schpaht, aber der Cuhrfürst von Saxen 0024hatt in summo secreto ihr Mayestät bericht, das sie 0025auf den 10ten dis den rendeuous haben werden in Heßen 0026vnd so dan auf Pfilipsburg gehen, selbiges zue 0027sucuriren. Ehender ist nit möglich die leütt 0028zue sammen zue bringen geweßen, wan es sich nuhr 0029noch so lang halt. Vom Deütschmeister hab ich vom 003022, das sie solten die contrescarpe haben vnd ein 0031hornwerkh. Hingegen ist den 24ten ein secretari von 0032Insprukh aus dem französischen leger, welcher als wie ein

0033baur sich inen verkauft vnd vermeint, brif von Pfilips- 0034burg zue bringen, welches er zwar nit hatt werkh- 0035stellich können machen). Der sacht, das sie das horn- 0036werk attaquirt und 500 man im sturmb verlohren haben, aber 0037solches nit eroberet, wehniger die contrescarp. 0038Ob er sich aber recht informirt hat, steht dahin, weil 0039der Deütschmeister contrari nachricht hatt, gott geb, was 0040zue seiner ehr ist. Das der Stratman noch nit wekh ist, 0041ist einesdeils die vhrsach, das ich erst mit vergan- 0042gener post die gewisheit durch ein brif von meinem 0043bruder Allexander bekommen, das ewer Durchlaucht gelükhlich zue 0044Neüburg ankommen sein, vnd ihr Mayestät ihn eh nit 0045haben schiken wollen. Anderten ist die ursache die menge der negotien, 0046dan man eben izt die türken anhören solle vnd wegen 0047des fridens mit ihnen handelen, wohbey er höchst not- 0048wendig ist, ihr Mayestät aber, so balt immer möglich, 0049in schiken werden. Ihr Mayestät erkennen selber, das im 0050Reich wegen der competenzen des comando vnd andren 0051sachen ville disordini sich ereignen werden, incliniren 0052dahero selbsten dahin, zur könftigen campagne selber hinauf

0053zu gehen, wan es die coniunccturen also erfordern oder erleiden 0054werden, gott geb sein gnad, das alles zue seiner ehre 0055gereichen möge. Damit ich ewer Durchlaucht nit zuelang mit 0056meinen schreiben bemüehe, due ich mich in dero gnade 0057vnterdehnigst befehlen, die ich sterben werden werde 0058ewer Durchlaucht 0059vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0060EMT 0061Wien den 4ten novembris 1688 0062Der Cardinal Palauicini, so in Polen gewest, ist gestren bey mihr 0063geweßen vnd hat mich in der polnischen sach ausfürlich infor- 0064mirt. Er hofft, es werd alles wohl auschlagen, wie dan 0065die Sapia sich den königligen widersezt, das sie niks 0066auf meiner schwegerin gütter haben tentiren können. Er zeigt 0067noch die alte affection gegen ewer Durchlaucht vnd das ganze haus, so 0068er noch zue Cöllen erwißen hatt, vnd vermeindt, ewer 0069Durchlaucht vnd mein brueder oder fraw schwegerin solten iemant hinein schiken, 0070ganz ohne caracter, der schreiben von allen an den Sapia, Lubo- 0071mirschki, Grosmarschalken vnd den Cardinal Erz Bischoff hett, ihnen 0072dises interesse zue reccomendiren vnd disem negotio abzuewarten. 0073Der könte vnter der handt mit dem, so ihr Mayestät hinein schiken werden, corespondiren. 0074Er hatt alles dis dem Hofcanzler ausfürlich gesacht, der ewer 0075Durchlaucht berichten wirt.