Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1688.06.27
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herz allerliebster herr vatter 0002Ich hab mit großen freüden dero gnädiges schreiben 0003vom 18ten dis empfangen, weil ich daraus ewer 0004Durchlaucht gutten wohlstandt vernommen, gott sey darum 0005gebenedeit, das die stein wekh kommen sein. 0006Wegen der cölnischen sache so woll als Münster vnd 0007vnd andren iezt vacirenden stifteren 0008will ich ewer Durchlaucht mit widerholung deßen, 0009was sie durch den Cauniz, Pater Waßenhoffen 0010vnd Ekh vernemmen werden, nit bemühen. 0011Ihr Mayestät werden niks vnterlaßen, was 0012möglich darin zue duen. Das man aber iezt 0013gleich vohr meine brüeder negotiren soll, 0014eh man sicht, ob es mit Prinz Clement geht,
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0015mit dißen wirt man Beyren ganz aus der wiegen 0016werfen. Insonderheit, weil er sich declarirt hatt, wan 0017man sein bruedern zue Cöllen vnd Lüttich helfe, 0018er vohr meine brüeder alles vohr Münster 0019vnd Hildesheim cooperiren wolte, so wirt in 0020disen sich woll vohrzuesehen sein. Dan er ist ein 0021solcher her, wan man ihn einmahl recht solt 0022verlieren, wehr er capabel alles schlimme zue 0023duen, dan er noch iung vnd bey ihm alle passionen 0024annoch die ragion predominiren. Iezt, weil 0025der Herzoch widerumb recidiu ist worden 0026vnd leider zue beförchten, das er schwehrlich 0027ins felt wirt gehn können, so hatt er wider 0028ein lust, herunder zue kommen, wie er mit 0029heüntiger post geschriben. Das ist gleichwoll ein 0030zeichen, das er noch mit Frankreich nit an- 0031gebunden hatt, so mues man ihn suechen zue 0032erhalten. Doch ewer Durchlaucht werden von dem Cauniz 0033alles beßer vernemmen vnd darnach dero höchst 0034erleüchte mesures wißen zue nemmen. Wegen bruder 0035Fridrich ist freilich, solang keiner von seinen brüdern ins 0036felt gehn kan, drauf zue gedenken, in sonderheit
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0037weil der Herzoch noch krankh ist, welcher sich leider noch 0038nit guett befindt vnd remissio ein durchbruch bey dem 0039fieber hatt, der mihr gahr nit gefalt. Morgen 0040werdens wider probiren, das gifwößerl in 0041ihn zu bringen, das ist so übel, das ihm niks 0042solches bleibt vnd als wider bricht, gott geb, das 0043balt beßer werd. Das ewer Durchlaucht zuefriden wegen des 0044Starenberg, vnd er sich auch contentirt hatt, 0045freüdt mich von herzen, hett wüntschen mögen, das alls 0046hett erfolgen mögen. Weil aber izt als gericht, das 0047ewer Durchlaucht herauf reisen können, bin ich gahr getröst, 0048wie woll ich wehnig darbey beygedragen, weil ihr 0049Mayestät selbsten verlangen, ewer Durchlaucht verlangen in allem 0050möglist zue erfüllen. Gott geb meinem bruder 0051Carl glükh, wan nuhr der Cuhrfürst nit disgustirt 0052wirt, weil ich hör, das er Hanouer portirt. Heündt 0053zue mitag ist die gutte zeittung kommen, 0054das der Caraffa im vorbey marsch Lipa 0055eingenommen, warinen 6000 dausent sehlen, gewafnete 0056menner aber 2000 waren, welche sich prisonier de guere 0057ergeben. Die andren hatt er heim zien laßen. 18 stukh waren, 0058drin, auch ein schloß ienseits des flus hatt sich 0059ergeben. Mit dem ist er ganz frey, dem almechtigen sey dankh.
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0060Konftigen mitwoch, wilsgott, wan vns das wetter 0061nit verhindert, werden mihr auf der post 0062auf Zell in 5 dagen aus vnd ein, alwoh ich 0063meiner schuldichkeit nach fleisich vohr ihr Durchlaucht 0064beder betten werde. Also, wan ich die könftige 0065post vnd villeicht heündt 8 dag noch, weil mihr ver- 0066muetlich schpaht werden heim kommen, meine schul- 0067dichkeit nit ablegete, bitt vnterdehnigst, mihr gnädig zue ver- 0068zeien. Gestern sein mihr vom iagen heim kommen, 0069wehr zimlich lustig gewesen, wan nit so starkh 0070geregent hette, haben 7 hirsch gefangen. Mit disen 0071due mich ewer Durchlaucht vnterdehnigst in dero gnade befehlen 0072vnd werde sterben 0073ewer Durchlaucht 0074vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0075EMT 0076Wien den 27ten junij 1688