Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1688.06.13
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster her vatter 0002Ich hab mit großen freüden dero gnädiges schreiben vom 4ten 0003dis empfangen. Weil ewer Durchlaucht darin weiters von 0004dem stein niks melden, so verhoff, ewer Durchlaucht 0005werden daruon genzlich liberirt sein, welches mich 0006vnausschprechlich erfreüdt. Wegen Portugal hab ich 0007meiner fraw schwester eben fast auch so geschriben. Gott 0008geb, das der ander heirat möge glückhlich abgehen, wie 0009ich nit zweifel, wan sie ihn nuhr wirt sehn. Ewer 0010Durchlaucht werden auch schon izt das schreiben von der Königin 0011bekommen haben, welches selbiges mahl ist ver- 0012geßen worden einzueschließen. Mit dem Herzoch ist 0013zimlich gutt gewest, ist herum kommen vnd hat ihr 0014Mayestät zue iren geburz dag glükh gewunscht, aber 0015iezt hatt er wider ein kleine recitiua
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0016bekommen, welche hoffentlich auch balt auf- 0017hören wirt, matt ist er aber sehr vnd sicht 0018übel aus. Man hatt woll alle anstalt gemacht, 0019vnd wirt der Caprara comendiren so lang, 0020mit dem alle andre officir wohl stehen 0021vnd zuefriden sein, als eltester Veltmarschalkh. 0022Dannoch wirt es freilich zue beförchten sein, 0023das nit so gehn wirt, als wan der Herzoch selbst 0024darbey wehr, gott geb, das er balt nach kommen 0025könne. Wegen des Starenbergs hab ich ewer Durchlaucht 0026schon vnterdehnigst überschriben, das ihr Mayestät wegen des 0027geheimen rahts iezt würkhlich nit können es 0028ihm geben, wegen viller vhrsachen, die er selbst 0029deils woll weis, als wegen andre, die eltere 0030militares sein vnd meritirt, vnd auch andre. Ihr 0031Mayestät bleiben aber bey ihren verschprechen, vnd wirt 0032es gewißlich in diser zeit, die in seinem decret 0033benent ist, würkhlich haben. Es ist iah nuhr vmb 0034ein kleine zeit zue duen. Ich hoff, er wirt sich auch 0035mit dißem contentiren, freüet mich im übrigen, das 0036er sich befridiget hatt, vnd hoffe, ewer Durchlaucht werden auf 0037dise weis gahr woll mit ihm bedient sein,
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0038ihr Mayestät auch solches gegen ihn als seine eigne erkennen werden. 0039Der vnzeitige valle des Cuhrfürsten zue Cöllen macht vns hier 0040fleisig, den Bischof, mein herrn bruder, hatt man schon hinunter erlaubt, den 0041Cauniz auf Münschen contramandirt, zue Brandenburg 0042geschriben vnd glaub ich, ihr Mayestät werde den Windischgräz 0043ehisten hinunter schiken bey denen capittulen zue negotiren. 0044Auf Rohm duet man auch schreiben, das vnglükh aber hatt 0045gewolt, das der Scheller, der dise meristen expeditionen 0046gehabt, gestern an einer starken colica erkrankt 0047ist, wirt aber heünt vnd morgen das meiste ex- 0048pedirt werden. Daß die milan beis so gutt ist abgangen, 0049freüdt mich. Unser beis ist wehnig in der anzahl, aber 0050etlige schöne reiger haben mihr gefangen, insonderheit 0051den, mit dem der vogel erdrunken ist. Mit disem due 0052mich vnterdehnigst befehlen vnd werde sterben 0053ewer Durchlaucht 0054vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0055EMT 0056Wien den 13ten junij 1688 0057Auch sage ewer Durchlaucht ich vnterdehnigsten dankh 0058vohr dero gnädiges schreiben durch den Schönburg, man hatt hier schon 0059lang gedanken auf sein vatter vnd ihn gehabt, aber sie 0060machen auch ein wehnig schwehre conditiones. Doch 0061ihr Mayestät duen, was sie konen. Sag auch vnterdehnigsten dankh vohr den lax.