Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, o.O. am o.D.
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cührfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich bitte vnterdehnigst vmb vergebung, das ich die bede vohrige 0003posten mein schuldichkeit hab verabsaumet hab, wahr 0004einmahl vnmöglich dise bede deg, den einen wegen der 0005fonctionen in der kirchen, den andern auch darneben die 0006menge der audienzen, werde aber iezunder alles 0007fleisig herein bringen. Bitt ewer Durchlaucht vnterdehnigst, sie wollen 0008doch mit mihr kein cerimoni machen vnd dero gelegenheit 0009pflegen. Ich weis gahr woll, das die post dorten am dingstag 0010so schpaht ankombt, ist gahr zue vill, wan 0011ewer Durchlaucht mich einmahl oder alle 14 dag ohne dero 0012vngelegenheit begnaden. Ich werde gleichwoll meine vnterdehnigste 0013schuldichkeit, so offt ich werd können, nit 0014vnterlaßen abzuelegen. Sage ewer Durchlaucht auch vnterdehnigsten 0015dankh vohr den gnedigen wuntsch zue disen heiligen 0016osterfeirdagen, gott geb, das ewer Durchlaucht deren ohne zahl 0017mit allen contento erleben mögen vnd mich in dero gnade behalten.
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0018Den Starenberg betreffendt, so hab ich ewer Durchlaucht gnädigen 0019befehl nach bey ihr Mayestät es vohrgedragen. Sie haben sich aber bis 0020dato noch nit resoluirt, woll aber, das sie es 0021zue bedacht nemmen wollen, vnd weil sie in 0022allem verlangen, ewer Durchlaucht dero affection zue 0023bezeigen, auch es in dißen gern duen werden, so 0024vern sie einige möglichkeit finden werden, das 0025es mit denen carichen, die er bey ihr Mayestät hatt, 0026nit gahr incompatibel sey vnd dero dienst dar- 0027durch gahr zue vill leiden wurde, wolten es aber 0028reiflig überlegen. Die resolution ist noch nit er- 0029folcht, dan dise zeit mit den andachten zue- 0030gebracht worden, auch der Cauniz widerkommen, 0031welcher mit den negotien gemacht, das man 0032nit vill auf was anderst hatt denken können. 0033Ewer Durchlaucht aber wollen gnädigst versichert sein, das weder ihr 0034Mayestät, villwehniger mein herr bruder einigen andren gedanken 0035haben, als das ewer Durchlaucht allezeit in allem wie bisdahto 0036Cuhrfürst, lanzfürst vnd herr sollen verbleiben, auch 0037ihr Mayestät nit verlangen, ihnen einige mas in ersezung 0038dero obristhoffmeister stell vohrzueschreiben. Vnd ist dises
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0039nuhr in gueter meinung geschen, das sie den Fuker 0040vohrgeschlagen, weil sie vermeindt, er wurde ewer 0041Durchlaucht gnädigste befehl so guet als ein andrer exeqiuiren 0042vnd ewer Durchlaucht woll mit ihme bedient sein. 0043Weil aber ewer Durchlaucht ihn nit capabel darzue 0044finden, ist es auch schon recht, vnd werden ewer Durchlaucht 0045zum besten die dauglige subiecta kennen. Das 0046aber hab ich woll von ihr Mayestät vermerkt, das 0047es ihnen angenehm, das ewer Durchlaucht gnädigst placidirt 0048haben, das der Grav Fucker bey der Erzherzogin möge 0049die obristhoffmeister stell vertretten, dan wan auch 0050ihr Mayestät den Starenberg kunten erlauben, wehre 0051doch fast vnmöglich geweßen, das er alle drey 0052dienst woll hette verrichten können, welche doch alle 00533 fast einen eignen brauchen, insonderheit wegen 0054Pfilpsburg, vnd wehren ihr Mayestät, ewer Durchlaucht vnd die Erzherzogin übel bedient gewest. Ich hoff, mit nechster post oder doch 0055wenigst in 8 dagen die resolution vnterdehnigst zue überschreiben, 0056dan mihr werden izt auf die Neustatt vnd Laxen- 0057burg, so gibt izt als vill zue duen, vohr man 0058wekh geht, wie ewer Durchlaucht gnädigst selber woll wißen. 0059In der cölnischen sach duet man, was möglich, seint 0060auch die procuren schon vohrhanden vom Morkgraf
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0061vnd Konisekh, welche heüt werden auf Rohm ablaufen. 0062Der Cuhrfürst in Beyren bleib noch fest in diser sach, 0063was den Cardinal angeht, in dem andren wegen seines 0064bruders seier vnbestendig, balt will er nit allein Cöllen, sondern 0065Münster vnd Lütich vohr sein brudren haben, balt gahr 0066steht er in zweifel, ob er soll geistlich werden. Es 0067wirt aber iezt von Laxenburg aus der Cauniz 0068wider hinauf mit dem, was man wegen den operationen 0069resoluiren wirt, vnd mit ihme herunter reisen, 0070dah wirt man die sachen suechen einzuerichten, auch 0071in dem haubt werkh. Der herr ist wies aprill 0072wetter, iezt zeigt er wider ein groß verlangen 0073wegen der heirat vnd sacht, das er mit Florenz 0074destwegen noch lauiren duet, vnd scheindt fast, das 0075er in condition zue dem haubt werkh draus machen 0076wolt. Er hatt sich aber wegen der Niderlanden vnd 0077andren conditionen in keine particularia einlaßen 0078wollen, bis er hört, was in der heirat zue hoffen. 0079Dis alles schreib ich vnterdehnigst in höchstem geheim wie das vohrige mahl. 0080Also müeßen schon erwarten, bis der Cauniz wider 0081hinauf vnd mit ihm herunter kommen wirt, 0082welches gegen ent des may sein soll. Ich hab die 0083beylagen, so mihr ewer Durchlaucht heündt gnädigst überschikt, vom 0084Nesselrat noch nit ihr Mayestät können leßen laßen, weil
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0085sie heündt vill zue schreiben vnd die post nit lengst 0086kommen ist, wirt doch nit woll etwas können 0087resoluirt werden, bis mit Beyren die sach ein- 0088gericht sein wirt. Das mein fraw schwester, die Königin, 0089schon das leben empfindt, erfreiet mich von herzen, 0090gott geb ihr ein prinzen. Das die corespondenz mit 0091Schpanien so guet eingericht ist, freüdt mich von herzen. 0092Hir wirt kein difficultet sein, wan sie ein 0093gesantschafft schiken werden, ihn den andren königligen 0094botschafftern gleich zue tractiren, auch einen wider 0095hinein zue schiken. Ich hab nuhr geschriben, das es bey 0096disen zeiten gelegener wehr geweßen, nit so große 0097spesen zue duen, nit aber, das man es nit duen 0098wurde, sondren es wirt vnfehlbar alles nach ver- 0099langen geschen. Mit dißen due ich mich vnterdehnigst in ewer Durchlaucht 0100gnade befehlen vnd werde sterben 0101ewer Durchlaucht 0102vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0103EMT 0104Postscriptum Wegen des Steinkallernfels 0105freüt mich von herzen, gott geb ihm 0106bestendichkeit. Freüt mich auch, das ewer Durchlaucht ein guetten schpaß 0107mit der beys haben. Hier haben mihr noch 1 melan gefangen, 0108vnd den nitt gahr schön. Könftigen montag gehen wir auf Neüstet vnd 0109Laxenburg. Bit auch vnterdehnigst vmb vergebung, das der Joseph heüt nit antwort, beken, hab 0110vergeßen, ihm den brif zu schiken, bit vnterdehnigst vmb vergebung.
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0111Auch hab ich mit schmerzen vernommen, das ewer Durchlaucht ein cattar 0112haben, hoff, wert izt ganz wider gutt sein, aber bitt 0113vnterdehnigst auf den knien, ewer Durchlaucht bemühen sich doch nit 0114mit schreiben vnd erhalten beßrer dero gesuntheit, 0115an demen aller vnser glükhsehlichkeit ligt.