Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1687.07.20
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich sag ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh vohr dero gnädiges schreiben 0003vom 11ten dis, welches ich mit großer consolation 0004hab empfangen, in dem ich daraus ersehn, das die 0005sponsalien soh wohl seint abgangen vnd mein 0006fraw schwester sich so wohl darein gefunden hatt. Ich 0007hab zwar nie gezweifelt, das die gahr gescheit 0008vnd manierlich, aber ich förcht woll, wan ich so in 0009ein frembts landt hett gemüest, hett mich nit kennen 0010darein schiken, darumb weis gott alles recht zue 0011disponiren. Ich zweifel nit, das scheiden werde 0012allerseits gahr schwehr her gangen sein, gott wirt 0013hoffentlich ewer Durchlaucht vill consolation an ihr laßen 0014erleben. An mihr hett sie gahr ein übels exempel 0015des verhalten halbers, dan mein glükh allein von der 0016güete meines Kaisers vnd von gott kombt, sonst 0017hett ich durch mein verhalten vill ein anders 0018verdient. Ich zweifel aber nit, sie werd sich also
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0019comportiren, das sie glükhsehlich wirt sein. Des schreiben 0020halber ist ihr lezters schreiben nach der desponsation 0021gahr höfflich vnd könte niks merers verlangen. 0022Ich werd ihr auf welisch schreiben, dan auf deütsch 0023gibt man auch nit mit handen die mayestät keinem könig 0024als der verwittibten Königin in Schpanien (als vom 0025haus vnd ihr Mayestät fraw schwester), auf welisch aber 0026oder francösisch ist kein difficultet. Ich machs auch 0027so mit der Königin in Polen, sie schreibt mihr 0028deütsch vnd ich schreib ihr wallisch. Der regirenden in 0029Schpanien wie auch in Frankreich schreibt man insgleichen 0030wallisch, sie schreiben franzosisch vnd schpanisch. Es freüdt 0031mich, das mein brief wegen des tractaments im schreiben 0032noch recht ankommen ist vnd zweifle nit, dise 0033corespondenz werde dem haus gahr nuzlich sein. Ich 0034werd auch alles vertrawen zue meiner schwester haben, 0035wan etwas vohruallen wirt. Das ewer Durchlaucht entschuldigung 0036ein wenden, so woll wegen des schreiben als auch wegen des 0037rößel vohr den Josephl, macht mich ganz in 0038sorgen stehn, ich sey in vngnaden, bitt nochmahlen 0039vnterdehnigst, ewer Durchlaucht wolle doch nit soliche cerimoni mit 0040dero vnterdehnigstem kindt machen. Der Martiniz ist noch 0041nit kommen, erwarten seiner däglich. Der Draghi vnd
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0042Minati seint überaus content mit ihren regal, wie ichs 0043ewer Durchlaucht schon vnterdehnigst bericht hab. Ich hab lezt den nahmen des 0044franzosen aus gelaßen im schreiben, der beim Herzoch von Mantua 0045ist, Gombeau nent er sich. Der Herzoch will zue der 0046armee, aber der franzoß suchts auf alle weis 0047zue verhinderen oder aufs wehnigst, das er nit 0048langt dort bleib. Heünt seint mihr den ganzen 0049dag beyn carmelittern patres gewesen. Pater Isidor ligt im 0050bett, ist krankh. Due mich hirmit vnterdehnigst in ewer 0051Durchlaucht gnade befehlen vnd werde sterben 0052ewer Durchlaucht 0053vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0054EMT 0055Wien den 20ten julij 1687 0056Schik hierbey vnterdehnigst brif vom Deütsch 0057Meister vnd Herzoch von Lottring, woraus ewer Durchlaucht 0058alles vernemmen werden. Jezt hoff ich, balt solten 0059mihr etwas guetts hören.