Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1687.05.25
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht bitt ich nachmahlen vnterdehnigst vmb vergebung, 0003das ich die zwehen vohrige posten dero gnädige schreiben vom 6ten 0004vnd 9ten dis nit beantwort hab, werd mich hinführo 0005befleisen fleißiger zue sein. Ich sag ewer Durchlaucht 0006vnterdehnigsten dankh, das sie meinen gehorsamsten wuntsch zue dero dag 0007so gnädig angenommen haben, der almechtige wolle selbige 0008erfüllen zue vnser aller trost, wie es mich dan woll herzlich 0009freüet, ewer Durchlaucht in so guttem wohlstant zue wißen. 0010Den brief von meiner schwester an die Königin in Schpanien 0011hab fleisig überschikt, wan sie wirt als Königin schreiben 0012müeßen, wirt ohne zweifel der Botschafter woll instruirt 0013sein, wie sie sich in cerimonialibus zue vehalten hab. 0014Ich werde ihr alsdan welsch oder franzosisch schreiben, wie 0015ich es auch der Königin in Polen due, sie antwort mihr 0016zwar allezeit deütsch. Ihr Mayestät werden auch kein bedenken 0017haben, dem König in Portugal gleiches tractament als 0018dem König in Polen zue geben. Pater Marco ist hier woll ankomen 0019vnd auch schon wekh zur campagne zue gehen. Ewer
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0020Liebden gnädiges schreiben hab ihm fleisig überliuert. Der Herzoch wirt 0021auch in ein pahr dagen seine reis antretten, also wan 0022meine brüeder kommen wollen, kan es schon sein, wan sie 0023wollen, weil der Cuhrfürst auch zu ent dis monats hier 0024sein wirt vnd so dan die operationen balt ein 0025anfang nemmen. Wan meines bruders Carl esquipage gleich 0026noch nit so balt fertig wurde, so wirt doch er noch 0027immerzue etwas zueduen finden. Wegen der Ratschiuillin 0028haben ihr Mayestät schon dem Hoffkanzler befohlen, dem Freitag 0029zue schreiben zue sondiren, auch beinebens vnter der 0030handt sich zue informiren, wie es mit den mitlen 0031ist. Dan etlige meinen, es sey nit so vill als man 0032sacht, in Pohlen seis woll etwas, aber herausen drag 0033es nit so vill aus. Man wirt aber die warheit zumb 0034besten vom Freitag vernemmen. Wegen Polen wirt sich bis 0035dorthin zeigen, ob man mit dem Herzogen vortkommen 0036wirt können, das übrige darnach zue richten. Des Prinzen 0037sein doht ist villen suspect, ihr Mayestät werden auch 0038nit vnterlaßen, deswegen zue duen was sie können, 0039je nach dem die coniuncturen sein werden. Gott geb 0040nuhr ein glükhlige campagna, die mihr iezt zue 0041vill zue wüntschen haben, so wirt sich villeicht darnach leichter 0042schiken. Ihr Mayestät werden ewer Durchlaucht, woh sie nit dise post
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0043zeit haben, doch mit nechstem antworten. Das der Castell 0044catolisch worden, freüdt mich woll im herzen vnd 0045verhoffe ich, das disem großem exempel noch mehrer 0046nachuolgen werden vnd die religion woll vermeret 0047werden wird. Das wetter ist vns bis dahto zimlich fauo- 0048rabel geweßen, vnd ob zwar die ersten acht dag nit 0049so guet wahre vnd nuhr ein reiger gefangen, doch 0050dersider haben wir 45 reiger gefangen, etlige gahr schön, in sonderheit 2. 0051Einer hatt ein raritet gehabt, das krönel ein feder, 0052welche halb schwarz wie allezeit vnd halb weis wahr, 0053sie haben alle gesacht, habens nit offter gesehen. 0054Vohr etlig dagen haben ein vogel verlohren, der hatt 0055ein reiger gleich bey einem haus gefangen, vnd gestren, wie 0056mihr hinaus kommen, darbey geseßen, aber schon ein grosen 0057kropf gehatt, also wider weiter marschirt. Den reiger haben 0058ganz aufgeast gefunden, ist schad, ist ein trefliger fogel. 0059Sonst milan haben wehnig, aber schön gefangen, die elster vnd 0060enten fögel seint heüer gahr gutt. Ich kan mihr woll 0061einbilden, das dem portugeßer dise sachen woll werden 0062gefallen haben. Mit disen due ich mich ewer Durchlaucht vnterdehnigst befehlen 0063vnd werde sterben 0064ewer Durchlaucht 0065vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0066EMT 0067Wien den 25ten maij 1687
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0068Postscriptum Vberschike hierbey ewer Durchlaucht vnterdehnigst die antwort 0069vom Minati. Er schreibt zwar, wie es kundt 0070verkürzt werden, aber auch die difficulteten 0071darbey. Ich glaub woll, es wehr schad vnd das, 0072was man daruon abkürzen wurde, deht nit so 0073vill ausdragen, das vill helfen wurd, vnd die 0074opera wurd stropirt werden, wan es halt gahr 0075nit kunte abgedeilt wehren. Wan ewer Durchlaucht etwas 0076früer anfangen, wirt es woll angehen, dan ich mein 0077doch nit, das es über 5 oder 6 stundt werden wirt. Ist 0078nuhr ein vohrschlag gewesen wegen der hiz, wan es aber 0079das wetter nit gahr zu warmb, wirts schon leichter sein 0080können. Befel mich vnterdehnigst .