Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, herzallerliebster herr vatter 0002Ich hab nit verhofft, das ich so balt werde 0003müeßen ewer Durchlaucht die bedrüebte zeitung 0004des dötligen hintrits der Kaiserin berichten. In dem 0005es auch so geh kommen, ist desto schmerzliger vnd 0006hab ich es woll herzlich empfunden, dan sie mihr 0007allezeit absonderlige lieb erzeigt vnd allen den meinigen. 0008Auch hat sie, wie sie den lezten abschit genommen, vm ver- 0009zeiung gebetten, wan sie mihr was gedahn hette, doch mit 0010ihren willen, sachte sie, wer woll nit geschehn, vnd sie 0011verschpreche mihr, das sie wolle eifrig bey gott 0012vohr mich vnd meine kinder betten, welche sie 0013so lieb hab als ihre eigne. Sie hatt so gutt selbig 0014mahl gerett, das glaubt habe, aufs wehnigst werd sie 0015noch den andren dag vnd noch lenger leben. Aber wehnig 0016vatterunser drauf kert sie sich vmb, so merken 0017ihre leütt, das sie schwecher wirt, ruefen den beichtvatter, 0018welcher kaum die recomendation der sehlen gebett vnd 0019ihr etwas wehnigs zuegeschprochen vnd absoluirt, so war


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0020sie schon doht. Meinen alle, es hab sie der schlag troffen, 0021gott woll ihr genedig sein. Bitt vnterdehnigst vmb vergebung, 0022das nit mehr schreib, mus heüt so vill schreiben mit 0023den curiren hin vnd her, das nit mehr zeit hab. Befehl 0024mich vnterdehnigst vnd werde sterben 0025ewer Durchlaucht 0026vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0027EMT 0028Wien den 7ten decembris 1686