Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1686.05.03
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Zue dero heiligen nahmensdag wehre mein schuldichkeit geweßen, 0003ehender vnterdehnigst zue gratuliren. Der Fürst aber wirt mich 0004entschuldiget haben, wahrumb ich bey vohriger post solches 0005verabsaumbt, bitt nachmahlen darumb vnterdehnigst vmb ver- 0006gebung. Vnd ob ich gleich schpaht im schreiben bin, geschicht doch 0007mit eifrigstem herzen vnd kintliger lieb. Der almechtige 0008verleye gnädig, das ewer Durchlaucht deren noch vnzahlbare mit 0009allen contento erleben mögen vnd auf dießen oder densel- 0010ben dag, an welchem ewer Durchlaucht gnädiges schreiben datirt, zue welchem 0011ich ewer Durchlaucht auch vnterdehnigst grattulire, mit einem enikel von mein 0012herr brueder mögen erfreiet werden, welches der allmechtige gnädig ver- 0013leyen wolle, vnd ich ein große hoffnung darzue hab, den 0014sich die Erzherzogin bey der cuhr gahr woll befinden duet. 0015Das mein brief, so mit dem cuhrir kommen sollen, ist 0016ligen blieben, ist die schuld, das ich den opabalsam mit 0017schiken wollen, an welchem sie so lang eingemacht, das 0018der courir schon vort wahr, vnd es also der Hoffkanzler
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0019mit der post vortgeschikt. Gott geb, das es ewer Durchlaucht woll 0020bekommen möge. Was ewer Durchlaucht gnädig befehlen wegen der creditiu 0021an das haus Braunschweich vohr den Starenberg, so habens ihr Mayestät 0022schon befohlen vnd wirt mitt nechstem geschikt werden, 0023wie das an den Irschen wegen Meinz, ist schon vort. Zweifel 0024nit, er werde die sach woll menagiren. Das ihr Durchlaucht, 0025mein geliebste frau muetter, sich wider woll auf befinden vnd 0026ewer Durchlaucht bede einen guetten schpaß gehabt haben mit der 0027birkhanen pfalz, freut mich. Vnser beys hebt schlecht ahn, der wint last 0028vns nit aus gehn. Der Josephel vnd die Mhißel seindt mit 0029hier, weil ich noch kein Aya hab, so hab sie mit genomen, 0030das selber kan achtung auf sie geben. Ich beken, es ist 0031mihr woll schwehr, eine zue finden. Die alte von Lamberg 0032versteht sich woll guett auf die kinder, aber ist schon gahr 0033zue alt vnd hatt als wie ein spasmum, das sie alleweil so 0034artich mit dem maul zigt, kan gahr nimmer fort. Mein0035Freile Hoffmeistrin werden ewer Durchlaucht nit kennen. Sie ist eine 0036von Schaftenberg, hatt ein Felß gehabt, ist mihr aber noch 0037ein wehnig iung, ist sonst ein wakers weib, hatt auch 0038vill kinder gehabtt, ist aber noch iung. Darnoch ist noch dah 0039der Niklaß Palfi sein muetter, der Weix ihr schwigermuetter,
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0040die den Niclas Palfi gehabt, den ewer Durchlaucht woll gekent. Sie ist 0041eine von Harrach, meiner alten Obristhoffmeisterin sehlig dochter, 0042ewer Durchlaucht werden sie villeicht gesehen haben noch, weil sie 0043freile wahr bey der alten Kaiserin Lenora. Die wehr 0044woll vohr allen die beste, hatt vill kinder gehabt, 0045fromm, nit heiklich, nit verschmagerisch, resolut. Sie ist alt 004663 iahr, aber noch gahr frisch, außer, das sie ein 0047wehnig das podagra, hatt es von ihrem man bekommen. Sie hatt 0048es aber nuhr ein pahr mahl oder 3 im iahr, wie heier 0049hatt sies sider dem herbst nie gehabt, vnd wan sie es auch 0050hatt, so ligt sie nie über 4 dag das meiste. Auf die Fürst 0051Hartmannin von Liechtenstein haben wir woll auch gedacht. Sie ist der von Ritberch ihr 0052schwester, die ist aber schon ganz kindisch. Also seint nuhr die zwei, 0053mein Freile Hoffmeisterin vnd die Palfin, die können considerirt werden. 0054Jezt hoff ich meine brüeder balt zue sehn, dan man 0055schreibt von sicheren orten, das mit Portugal niks sey. Die 0056reis auf Rohm ist mihr allezeit suspect gewesen, den 0057dah get der Weg durch Florenz, vnd das er nit her ist 0058kommen, gefalt mihr gahr nit. Gott weis alles, was er dut 0059vnd ist alles zum besten. Meines bruders Fridrich
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0060seines knabens, des Schifers, sein vatter hatt mich 0061bitten laßen, das ewer Durchlaucht seinen sohn soll recomman- 0062diren, das er mög bey ewer Durchlaucht Trukses werden vnd 0063die besoldung haben von trukses, darneben aber meinen 0064bruedren Friedrich verners bediennen möge. Sie seint 0065guette leütt. Bitt ewer Durchlaucht vnterdehnigst mihr zue vergeben, das ich 0066dies schreib, weil er mich bitten laßen vnd der vatter 0067ihr Mayestät woll dient, hab imbs nit abschlagen können. Mit 0068dießem due ich mich in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen 0069vnd werde sterben 0070ewer Durchlaucht 0071vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0072EMT 0073Wien den 3ten maij 1686