Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Dero gnädiges schreiben vom 29 maij hab ich mit schuldigem 0003respect vndt höchsten freuden empfangen, in deme 0004ich so wohl daraus ewer Durchlaucht guetten wohlstant 0005als auch ihr Durchlaucht, meiner geliebsten frawen muetter, 0006föllige beßerung des catars vndt fiebers 0007vernommen, gott gebe weiters seine gnadt. Ich 0008vermeine, ich könne der zeit nit erwarten, 0009bis ich die fröhlige zeitung der glükligen 0010entbindung verneme, hoffe aber auf die 0011nechste post. Was ewer Durchlaucht gnädig befehlen wegen 0012des Bischoff von Münster, solliches werde ich 0013ihr Mayestät vnterdehnigst vohrdragen vndt zweifle 0014nit, sie werden in diesem wie in allem 0015dero gnade erzeigen. Was die coadiutori anbe- 0016langt, werden ewer Durchlaucht vom Schellerer alles 0017weitleufich vernemmen, was so wohl mit


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0018dem Fürst Wilhelm im fohrschlag, vndt werdt ich 0019mich befleisen, so vill alls möglich hierinnen 0020zue richten, auch was vohr ein antwort 0021vom Cardinal von Heßen kommen zu berichten. Der brief 0022an mich ist gahr höfflich, habe ihn 0023ewer Durchlaucht mit dießer post wollen einschließen, 0024bin ihn aber zue Laxenburg vergeßen, 0025will es aber mit nechstem duen. Er 0026offerirt sich darin, wan ich einzigs zue 0027erineren hätte, das das votum, welliches er 0028mihr überschiket, nit nach verlangen eingericht 0029seye, so solle ich es angeben, er wolle es 0030machen wie ich es verlange. So hab aber 0031das votum überleßen vndt gefunden, das 0032es wohl könte beßer eingericht sein. Also 0033wir ich ihme mid heüntiger post widerumb 0034schreiben vndt ein extract von des Mark- 0035grauen seines schiken. Es haben ihr Mayestät vermeint, 0036weil er sich gegen mihr so willich oferirt,


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0037so sey es weiters nit nötig ein eigen caualir 0038zu diesem negotio comission zue geben, weillen 0039hoffentlich der Cardinal nit allein sein votum 0040wie er es offerirt nach verlangen mihr ehist 0041überschiken wirt, sonderen auch den Fürsten von 0042Naßau disponiren wirt selbiges zue duen. Iezt 0043aber ist mihr noch ein sach an die hant 0044geben worden, welches hoffentlich reusiren 0045wirt, gahr leicht vndt nit von geringer 0046importanz. Es hatt sich der Wangen bey durch0047den Pater Isidorum, welcher dieses werk gewis 0048gescheidt vndt mit nachdrukh angegrifen, 0049offerirt zue verhelfen, das einer von meinen brüdern 0050die coadiutori des Deutschmeisters möge bekommen. 0051Dieses habe ich gleichsam am anfang ganz in 0052windt geschlagen, aber dem Pater Isidoro heimlich 0053aufgeben, die sach aus sich dahin zue befürdern, 0054das ohne mein vohrwißen solliches ihr Mayestät 0055vohr den dem augen vndt ihme durch 0056den Hoher, welchem ich aber mein intention 0057durch Pater Isidorus eröfnet, ihr Mayestät vohrgedragen


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0058werde. Dieses hatt der liebe Hoher wohl mit 0059guettem sucess gedan, denn ihr Mayestät sich allsobalt 0060offerirt darzue zue cooperiren. Nachgehns hab ich 0061ihr Mayestät auch daruon gesacht, welcher alles approbirt 0062vndt mihr gnädigst erlaubt, den Wangen ruefen zue 0063laßen vndt ihme comission disfals an den Deutsch 0064Meister zue geben. Ich hätte zwar von allem dießem 0065ewer Durchlaucht zuefohr bericht, aber weil der Deütsch 0066Meister eben kommen, nit wohl auf war vndt balt 0067widerum wekh gewolt, hab nit darauf warten können. 0068Er hatt auf dießes anbringen anfangs ein wehnich 0069gestuzt, nachgehns aber ein dag zeit begert, sich zue 0070resoluiren, andren dags den Wangen wider zue 0071mihr geschikt vndt sich zue allem willich offerirt und mir0072an hant geben, ich solle den selben abent, wan er 0073werde zue vns auf die beys kommen, machen, das 0074ihr Mayestät ihn ersueche, wen von meinen bruedern 0075in den orden auf zue nemmen, vndt das soll ich 0076auch duen. Im übrig woll er darnach schon 0077durch den von Wangen alles an hant geben, was zue 0078der coadiutori vonöten zue gelangen. Das vohrnemste 0079aber seye das secretum, wie auch hier kein sehl 0080als der Hoher, Pater Isidorus und Schellerer, welcher gahr fleisig, 0081der Wangen vndt er darumb wißen. Iezt verlangt


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0082man nuhr, das ewer Durchlaucht sich erkleren, welichen von 0083meinen bruederen, vndt in was vohr einer baley ewer 0084Durchlaucht ihn verlangen. Es vermeinet aber der Deutschmeister, 0085das entweder bruder Wolf oder Ludwig sein müeße, 0086dan sie bey den andern wegen des alters bedenken 0087haben wurden. Weil der liebe allte auch sehr abnimt, 0088so ist kein zeit zue versaumben. Man mueß 0089es aber auch nit gahr zu sehr übereilen, ich 0090werde ewer Durchlaucht schon alles selber oder durch den 0091Schellerer berichten laßen. Hierbey ist aber vohr 0092allem nötig, das ewer Durchlaucht in diesem fall 0093dem Wangen einige confidenz zeigen vndt 0094die sach allein durch ihn negotiren, weil der 0095Deutschmeister es also verlangt vndt, wan die 0096sach nuhr geheim bleibt, schier dem ansehn nach 0097ganz sicher an gehn wirt. Meine vnterdehnige 0098meinung ist ohne gehorsamste maßgebung, das, weil 0099bruder Wolfgang iezt in dem coadiutori werkh noch 0100impegnirt ist, man auf meinen bruder Ludwich 0101könte gehen, der es doch nachgehens, wan ein andre 0102coniunctur sich begebe, einen von seinen brüedern 0103resigniren kunte. Bitte vnterdehnig das nuhr 0104in der still möcht bleiben, dan dieses vohr 0105allem von 1nöten. Der Schellerer wirt alles


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0106weitlaüfiger berichten. Ich due mich in deßen in 0107ewer Durchlaucht gnade befehlen vndt sterbe 0108ewer Durchlaucht vnterdehnigste 0109ganzergebenste trewgehorsamste 0110dochter 0111EMT 0112Wien den 1 juni 16790113Der gehlinge doht des Kuhrfürsten ist wohl 0114ein geschwinde sach, gott sey ihm gnädig. Iezt 0115werden sich auch vill sachen entren. 0116Wegen ihr Durchlaucht herunterkunft, scheindt es, wollen sich 0117ihr Mayestät noch nit resoluiren bis nach einer 0118fröligen zeitung. Bitte aber vnterdehnig das 0119verhüett werde, das leütt nit von Neuburg 0120die sach hier her schreiben vndt ganz gewis machen, 0121das das macht nuhr, das es härter her geht. 0122Bitte hierauf kein antwort.


1Falte im Blatt