0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Hoffe, dero Liebden werden mihr nit übel nemmen, das so lang 0003nit auf dero schreiben geantwort hab, ist bloß aus 0004mangel der zeit. Ich bleib dero Liebden obligirt 0005vohr alles, was sie wegen der Prinzeß von Wolfenbüttel 0006gedahn. Heündt reist der Keiserin ihr Freile Hoffmeisterin, 0007sie abzue holen. Aus Schpanien hab zwar noch 0008kein positiue resolution, es seint aber vnsere 0009courir noch nit ankommem. Mit dem con- 0010terfeit vndt relationen hoffe balt was zu hören. 0011Schike dero Liebden, was ich aus Italien bekommen wegen des 0012Groß Herzoch. Nuhn könen dero Liebden versichert sein, das ich 0013meines orts alles gern beydragen werde, allein mus 0014ich doch dero Liebden mein herz, welches voller bedrüebnus 0015ist, aus lähren vndt hoffe, sie werden mihr es 0016nit übel nemmen. Dero Liebden werden aus eben disen schreiben

0017ersehn, wie er mihr schreibt, das dero Liebden dem Großherzoch ein ordre 0018geschikt an dero troupen aldah, im fall er sich selbiger gebrauchen 0019wolte. Nuhn könen dero Liebden leicht ihnen einbilden, was das hier 0020vohr üble effect machen wurde, vals, wie ich förchte, dise 0021sach hier offenbahr wurde. Dan obgleich der liebe Herzoch selbsten, 0022erkennendt dises inconuenienz, protestirt sich deßen nit 0023gebrauchen zu wollen, so ist doch das andre gahr übel, 0024dan dero Liebden wißen ohne dis, wie hier vill seindt, die suchen 0025alles dero Liebden vndt denen von vnsern haus alles übel auß 0026zue legen. Wie vill mehr wurde es in disen sein, dah 0027sie einen solchen pretext hetten, dise sach zue exageriren, 0028vndt wurden sagen, das dero Liebden dadurch den Herzoch wider 0029den Keiser aufhezen wollen vndt in disem, dah man 0030dero troupen so hoch vonöten vnd alle confidenz darin 0031hatt, nit allein selbe entzihen, sondren gahr selbsten wider 0032den Keiser brauchen. Vndt also alle die conquisten, so 0033bey izigen conjuncturn dises haus hoffnung zu 0034machen hatt, dadurch meinen armen König einist ein 0035seiner monarchia zu stabiliren vndt disen schwehren 0036vndt so vill christenblut kostetten krieg ein endt

0037zue machen, durch dißes gehemmet vndt verhindert 0038wurde. Wie dief es mihr zue herzen dringet, 0039währe mihr vnmöglich zu beschreiben, wolte aber 0040gern diße große bedrübnus mit so villen andern überdragen 0041vnd dem liebsten gott in seine heiligen wunden legen, sehe 0042aber, was dardurch vohr üble sequelen erfolgen vnd 0043der ganzen christenheit vohr nachdeil erfolgen könne, 0044welches der grundt güttigste gott durch sein vnentlige 0045barmherzichkeit gnädig verhüetten wolle. Ich lebe auch 0046der ganzligen hoffnung, das der liebe Großherzog erkenen 0047werde, das man ihn dise 5 iahr, das der krieg gewert, 0048allzeit verschondt vndt er gahr niks bey gedragen hatt, 0049obwollen man dazue befugt gewesen währe. Weil dan 0050nuhn durch herige campagne zue hoffen, das mit 0051ein lezten effort dem so schwehren krieg ein endt 0052vnd der ganzen christenheit die rue könne erwarten 0053werden, so zweifle ich auch nit, das seine Liebden werden 0054ein übriges duen vndt so vill beydragen, das 0055dardurch der effect könne erhalten werden, vndt 0056weil die 5 iahr niks geben haben, iezt dester mehr 0057mitt ihrer assistens an die handt gehn vndt dardurch

0058sambt einer beylaag0059sich die glori machen zue einen bestendigen vndt gutten 0060friden zue cooperien. Den Fede betreffendt werden dero Liebden 0061aus der bey lag, so mihr der Cardinal Grimani 0062eigenhendig geschriben, ersehen, wie wehnig er 0063dero Liebden befehl attendire vndt wie er ohne dero 0064erlaubnus vnd wider dero befehl, wie mihr dero Liebden 0065versichert, ihm nit gegeben zu haben, dero nahmen in 0066der münsterischen sach spendieret hatt vnd annoch 0067duet. Weil es heündt schon schpaht, will ich dero Liebden nit 0068langer mit mein schreiben bemühen vnd mihr auch 0069mein bedrüebnus nit vill zu last, so due mich 0070in dero affection befehlen, die ich leben vndt sterben 0071werde 0072dero Liebden 0073getreweste schwester 0074Eleonora 0075Wien den 23ten merz 1707 0076Bitte mich heündt bey meiner liebsten fraw schwegerin bestens 0077zu entschuldigen, ist gahr zu schpaht worden, hatt der 0078Keißer dah gesen, werde mitt nechster post alles ersezen.

007900800081008200830084008500860087008800890090009100920093009400950096009700980099