Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1701.12.12
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Curfürst, herzallerlibster herr bruder 0002Ihr Mayestät, mein gnädigster Keiser, bekommen disen augenblik bey- 0003gelegte nachricht. Also, weilen sie heündt widrumb 0004einigen schmerzen des gries empfunden, welche aber 0005gottlob dismahl gahr genedig geweßen vndt auch 0006izt schon wider vergangen, doch wegen der heüntigen großen 0007kelte zu mehrer sicherheit die doctor ihr Mayestät laßen 0008im bett bleiben, also haben sie selbst nit schreiben konnen, 0009ich auch nit vill, weil dieselbe bedienen due, also 0010dient diser courir nuhr, dero Liebden schleinigste nachricht 0011hiruon zu geben vnd zu bitten in nahmen ihr Mayestät, mein Keiser, 0012mein son, mir vnd vnser aller sich woll in obacht 0013zu nemmen, damit kein solchs vnheil geschen möchte. 0014Ich glaub es zwar nit recht, dan es gahr zu bestialisch 0015were, aber nuhnmehr ist den leüten niks zu vill, vndt 0016abundans cautela non nocet in ein so wichtig sach.
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0017Der liebste gott wolle dero Liebden bewaren vnd mich in kein 0018solche bedrübnus stürzen. Due dero Liebden mich schonsten befehlen, 0019werde leben und sterben 0020dero Liebden 0021getrewste schwester 0022Eleonora 0023Wien den 12ten decembris 1701 0024Morgen schreib mehr mit der post, wan mein Keiser 0025woll auf, wie ich hoff, werd auch mein fraw schwegrin 0026bedienen. Bitt indeßen vill schens deroselben in mein nahmen 0027zu sagen.
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0028sambt einer beylag