Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1700.11.08
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibst herr bruder 0002Ich hab dißen beygelegten brif geschriben, damit, wan dero Liebden es 0003vohr nötig hielten, sie es ihr Durchlaucht, vnser geliebsten mama, können 0004zeigen. Berichte aber dero Liebden, das ihr Durchlaucht mihr mit der lezten post schriben, 0005erstlich, das sie von mihr begert, ich soll den nunen alles gutts 0006vnd liebs erzeigen, welches ich auch duen werde, andertens, soll sie 0007wider balt zuruck schiken, dis wirt nit angehn, 3tens, das die fonda- 0008tion solle vohrsich gehen. Das erste hatt sein gewißen weg, das 00092 betreffent, so mus dero Liebden berichten als, was passirt. Wie sie seint her kommen, 0010bin ich ein par dag drauf zue ihnen gefahren, dah hab ich mit 0011einer ieden à parte gerett. Die Mutter Ama Magdalena hatt mir vill vohrgeschwezt, 0012wie was sie vohr deuotion vohrs haus habe, welches sie gezeigt 0013so woll in bedienung ihr Durchlaucht fraw mutter in ihren krankheiten vnd sonsten 0014als auch wegen des Schweizer, das sie die brif endektet. 2 das 0015sie niehmahlen verlangt hab, Mamer zwe werden, sondern weil
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0016sonsten lauter junge leüt im closter wehren, sey das loß auf sie gefallen. 00173ten das alles sie aus befehl vnd gehorsamb gedahn hette, zuefodrist 0018ihr Durchlaucht mama, so dan des Bischoffen vnd auch dero Liebden, welcher selber 0019geschriben, das sie gern sehen wurden, wan ihr Durchlaucht mama sich in das 0020closter retirirten. Sie beger aber nit, Oberin zu sein, sondern wolle 0021wider in ihr alts professhauß, nemblich auf Neüburg, das 0022könn man ihr nit verwehren. Darauf gab ich ihr zur antwort, 0023ich glaube als gutts von ihr, allein gefalle mihr gar nit, das 0024sie so wankelmütig vndt mihr geschriben, das sie in ein anders 0025closter verlange vnd iezt wider woll auf Neüburg. Ich las 0026mihr nit gern so hin vndt her vohrbringen, vndt weil sie schon 0027einmahl die resolution gefast, in ein anders closter zu gehen, solle 0028sie dabey bleiben. Ich wolle sie aber auch nit vbereilen, sie 0029soll es überlegehn, hab ihr Kollen vndt Antorf proponirt, ich woll 0030ein anders mahl widerkommen darauf bin ich hoffe. Die Alexandrin 0031hatt niks als geweint, nuhr gebetten, das ich ihr soll helfen in heiligen ord 0032zu bleiben, das ander sey ihr als eins. Die schwester Lenora, die mit ihnen 0033kommen, hatt mihr vill gutts von beden gesagt, zwar auch, das 0034sie mit ihrer Mamer vnd conuent woll zufriden, köne aber nit 0035wider zurukh, ohne die Mamer mit zu nemmen. Ich hab nachgehns 0036den hiesigen Pater Prior zu ihnen geschikt, der hatt die sach so weit gebracht, 0037das die Mutter Anna Madlen sich resoluirt auf Cöllen zu gehen, 0038darumb er dan beyligendes an den Pater Lucas, damit man den
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0039die sach dort ersuche zu disponiren, warzu dan zu seiner zeit dero Liebden auch 0040werden cooperiren. Iezt ist nuhr dis zu sondiren, bis die erlaubnus 0041vom Bischoff von Augschpurg kombt, welche sie begert, vnd 0042diser courir den brif auch an Bischoff mit nimbt. Dort wirt 0043sie zum besten sein, dan vnter den orden nemmensies nit, 0044vnd sie verlangt es auch nit, dan ich mein nit, das sie sich 0045woll könt drin schiken. Die schwester Leonora hatt er disponirt, das sie 0046wider auf Neüburg in ihr closter ist. Die nouiz wollen mihr sehen 0047zu Antorf anzubringen, wie dero Liebden aus bey ligenden schreiben sehen 0048werden, wihwoll sie vnausschprechliches verlangen zeigt hier 0049zu bleiben vnd die nunen so eingenommen, das sie sagen, das 0050wan sie kein vrsolin wehr gewest, so dehten sies behalten. Wie 0051ich das ander mahl dort wahr, hatt sie sich ganz geben vnd verlangt 0052nach Cölln, die nouiz aber hatt mihr vill erzelt vnd nuhr verlangt 0053hir zu bleiben. Iezt wer die sach in gutten standt, allein ist dis, 0054das ihr Durchlaucht fraw mutter mihr schreiben, das sie nit mehr vohr dem früling 0055glauben auf Düßeldorf zue gehn. Die wirt mitt gewalt die Mutter 0056Anna Madlen wider haben wollen, vnd der Bischoff wirt sie 0057auf hezen, dah wirt es hart her gehen. Ich hab mihrs gleich gedacht, 0058wie sie zurukh bliben, es werd so gehn. Ich weis kein anders 0059mittel, als das dero Liebden den Deütschmeister, welchen ihr Mayestät auf dero Liebden 0060begern erlaubt, das er bis nach dem fasching könne zu 0061Düßeldorf bey dero Liebden bleiben, welches aus fillen vhrsachen auch gutt
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0062wehr, 1 weil die bewuste vnterdeßen kann aus dem weg geraumbt 0063werden, 2 das er darnach könt her kommen, zwar ohne des Forsmeister, 0064vnd 3 mit diser occasion villeich diser schedlige mensch völlig 0065von ihm zu bringen) das sag ich dero Liebden den Deütschmeister persuadiren, das 0066er auf Neüburg geh vnd ihr Durchlaucht mama persuadire, mit ihm 0067auf Düßeldorf zue gehen, dis ist das einzige mittel, sonst 0068werden ihr Durchlaucht 1000 disgusti haben. Wan sie einmahl vnten bey 0069dero Liebden, so können sie ihr alles ausreden. Iezt ist noch übrig, was 0070wegen der fondation zu duen, ob mans völlich soll zernichten 0071oder aber, das dero Liebden ander fondatricinen von Antorf oder Leuen, 0072wie ihr Durchlaucht vndt der Bischoff selbst verlangen, kommen ließen, 0073die Oberin wehren vnd das closter, in ein greßer disciplin vnd ordnung einrichten, weils doch schon so weit kommen 0074ist vnd nit woll ohne esclat kan zuruckh gehen, in dem, wie 0075mihr Mutter Anna Magdalena sagt, sie schon so vil nouizen, schon alle fonctions 0076gemacht, die bruderschafft des scapulier aufgericht, schon die 0077festa gehalten offentlich mit ambt vndt predigen predigen, also 0078die sachen schon ganz laut ??ig ist. Dis wollen dero Liebden woll mit 0079geistligen vnd weltlig überlegen, insonderheit weil das anoch 0080das einzig verlangen ihr Durchlaucht mama ist. Ich wils indeßen auch dun, 0081vnd könen hernach darüber vnser meinungen comuniciren. Wegen des 0082Aron Behr, hoff ich, sey die sach zu dero Liebden satisfaction eingericht. Die 0083Hohenloh wirt auch ehstens contentirt werden. Wegen des Bamberg werd auch 0084solicitirn, ist mit disen fründen ist die mouirung der andern straffen bleiben, so 0085lang mus er gedult haben. Ich leb vnd sterbe 0086getrewste schwester 0087Eleonora 0088Wien den 8 novembris 1700