Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1701.02.05
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herz allerliebster herr bruder 0002Ich hab dero liebsts schreiben vom 28ten passato mitt denen 0003beyschlußen vom Ariberti vnd Feda woll empfangen. Dero Liebden 0004können versichert sein, das man hier niks versaumbt, 0005sondren die sachen bestens suechet zu beförderen. Ich kann 0006auch nit anderst sagen vnd mueß dem Margrauen die justiz 0007duen, das er sich gahr eifrich erzeiget vnd seines orts fleisig 0008andreibet. Es ist wahr, das er in der electorats sach einigen 0009passo gedahn, welchen er hett können bleiben laßen, man mues 0010aber sehen, ihn auf einen beßeren weg zu bringen, vnd 0011will ich glauben, das eben die intention nit so übel 0012gewest seye. Was dero Liebden anbelangt vndt dero landen, 0013weis ich woll nit, was vndt warumb er einige 0014animositet haben solte, wan etwas noch ist oder 0015sein möchte einige misuerstäntnus, so bitt ich, dero Liebden
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0016wollen die guttheit haben mihr zu vertrawen, in wehme es 0017bestehet. Ich hoffe alles, was zwischen dero Liebden vnd dem Margrafen künte 0018vohr misverstentnus sein, zu heben vndt bede in eine rechte 0019confidenz vndt freündtschafft zusammen zu bringen, welchs 0020vohr das publicum vnd den gemeinen weßen und besten dienst 0021meines Keiser in dißer coniunctur höchst nötig ist, es 0022gehe mein sohn hinaus zu comendiren oder nit, so ist doch 0023dises vonöten. Wegen dises lezten steht halt die sach an dem, 0024ob man wirt im Reich ein solche harmonie machen können 0025vndt dise campagne ein solche armee zusammen brengen, 0026das man offensiue gehn vndt probabiliter ein gutten glori- 0027osen vndt reputirligen streich duen könne, dan sonsten 0028mein Keiser den König nit wirt wollen exponiren, die erste 0029campagne, so er machen würde, fruchtloß vndt nit 0030mit der reputation vnd gloire zu machen, wie erfordert 0031wirt. Die kreiß reden noch immer von neutraliteten, 0032die mal contente fürsten werden auch nit vill gutts duen, 0033woh nit schaden, die andren seint auch noch nit alle so 0034armirt, wie es vonöten ist, also ist hirin noch vill 0035zu überlegen. Dero Liebden werden ihers orts auch vill cooperirn 0036können bey denen benachbarten cur vnd fürsten wie auch den kreißen, 0037wah bruder Allexander auch was dun kan. Ich werd nit
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0038vnterlasen, dero Liebden nach vndt nach was vohrfallen wirt zu berichten. 0039Hierbey überschike dero Liebden ein schreiben, so mihr ihr Durchlaucht, vnser geliebste 0040fraw mutter, überschikt hatt. Daraus werden dero Liebden sehen, durch wem 0041sie so sehr solicitirt wirt, die Mutter Annamadlen zu begeren, 0042nemlich durch die nunen von Höchstet, vnt ist ein mahl 0043kein mittel, als das dero Liebden machen, das ihr Durchlaucht nach Düßeldorf 0044kommen. Ich kan gahr nit capirn die verhindernus, so sein 0045solle, mus etwan nuhr ein misuerstandt sein, dan sonst 0046ich ganz kein reison darbey finde. Due mich hermit in dero Liebden 0047affection befehlen vnd werde sterben 0048dero Liebden 0049getrewste schwester 0050Eleonora 0051Wien den 5ten februarij 1701 0052Bitt meiner liebsten fraw schwegrin, dero gemahl Liebden, vill schönes von mihr 0053zu sagen vndt meine herzliche lib zu versichren.