Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1701.01.29
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtige Curfürstin, mein herzallerlibster herr bruder 0002Ich hab dero liebsts schreiben vom 20ten vndt 22ten dis woll 0003empfangen. Wegen meins sons comando im Reich will 0004ich gern andreiben, was ich kan, vndt so balt einige 0005resolution erfolgt, dero Liebden berichten. Wegen der nunen, so 0006können sie dises nit woll geschriben haben, dan erstlich 0007die reis auf Cöllen noch nit resoluirt, weil sie 0008noch nit sie anemmen wollen, hoff aber, dero Liebden werdens 0009auswürken, das man am anfang ihnen nuhr sacht, 0010etwan auf das iahr, vndt man mues sie ihnen loben, 0011wie dan dahier nit anderst sagen kan, als das sie sich 0012woll gehalten. Andertens, die Alexandrina hatt nie auf 0013Collen sollen vndt halt hir noch allzeit an, vndt haben
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0014ihr Durchlaucht, vnser geliebste fraw mutter, wie auch der Bischoff 0015sie selbst so woll hier als nach Rohm deshalben 0016reccomendirt vndt begerens nit hinauf, die Anna Magdalena 0017aber woll. Mit der hab ich nechst ein starke carauane 0018gehabt, hatt sich ganz desperat vnd narisch angestelt, 0019izt scheindt, das sie sich etwas ergibt. Ich hab wollen 0020haben, sie soll ihr Durchlaucht mama schreiben vndt selbst begern, 0021nach Kollen zu gehen, das will sie noch nit duen, sagt, 0022sie kan nit ligen, mit der zeit wirt sichs schon geben. 0023Dero Liebden machen nuhr, das sies zu Collen anemmen, 0024vndt das ihr Durchlaucht fraw mutter nach Düßeldorf gehen, 0025so wirt alles gutt werden. Die Alexandrina, hoff 0026ich, wirt hir noch angenommen werden, der hab ich 0027auch braf die agendt geleßen, die verschpricht alles 0028vndt ist zu friden alles zu duen, was man will. Die ersten 0029brif müßen sie durch das mensch geschikt haben, dan iezt 0030könen sie keinen hinaus practiciren, den man nit zuuohr 0031list. Wegen des Papsten aprobiren ihr Mayestät, mein Keiser, 0032höchstens die antwort, so dero Liebden duen wollen. Wegen des französischen 0033enuoiee werden ihr Mayestät durch den Couniz dero Liebden mit mehren
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0034dero intention eröffnen. Vom Fratislav haben ihr Mayestät brif, 0035das der König Wilhelm sich gahr woll erzeigt, sagt 0036aber, er muß sehen das parlement zu disponiren. 0037Der Margraf ist hier, zeigt sich gahr eifrich, man 0038mueß halt alleweil andreiben, vnser leüdt seint der 0039langsamkeit gewont. Er ist schier 10 dag hier gewest, das 0040fast kein minister mit ihm geret hatt, jezt habens ihr Mayestät 0041befohlen, das zuesammen kommen. Ich hoff, gott wirt 0042vns bey stehen, auf dero Liebden securitet vnd bedekung werden 0043ihr Mayestät freilig alle sorg vnd vorsehung haben. Ich tue mich 0044itm hierbey befehlen vnd werde sterben 0045getrewst schwester 0046dero Liebden 0047Eleonora 0048Wien den 29ten januarij 1701 0049Ihr Durchlaucht haben mihr mit heintiger post wider geschrieben, ich soll die Mutter Anna 0050hinauf auf Höchstett schiken. Ich antwort iezt, in dem 0051wetter könne sie nit reisen, vnd so vill ich 0052von ihr schriflich noch von Neüburg aus vernommen, 0053als auch anfangs hier, beger sie nit so balt 0054hinauf, müse auch hir erwarten was mit schwester Alexandra 0055wirt. Werden dero Liebden machen, das ihre Durchlaucht auf Düßeldorf komen, dan 0056wirt alles gutt werden, aber gleich anfang frülings.