Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1697.05.18
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/7
Ausfertigungeigenhändig
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000116 maij 970002Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0003Ich hab dero schreiben vom 21ten vndt 25 passato, das 0004leztere durch den Zinzendorf, woll empfangen. 0005Dero Liebden könen versichert sein, das ich kein großer 0006freüdt in der welt haben werde, als wan dero Liebden 0007in allen dero verlangen kan dienen, wah ich alls 0008möglist zue anwenden werde. Wegen des Ballarin 0009hats schon sein verleiben darbey vndt wüntsch 0010ich, das alles woll abgehen möge. Des 0011Königs campagne betreffet, ist einmahl
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0012vohr dismahl zu schpaht geweßen, wans in deßen 0013nit fridt wirt, wirt sichs villeicht konftigs 0014iahr duen laßen. Wegen Dennenmark mues 0015man erwarten, was gott schiken wirt. Dero Liebden vergeben 0016mihr, das so lang nit geantwort, dis beys ist 0017deran schuldig. Izt bin in etlich im zimmer vernagelt0018gewest am rotlauf remissio auf fues, morgen aber 0019gehn schon wider aus. Verlang woll ein endt 0020mit der dänischen sachen, dan man sonst 0021andre mesures müest nemmen vndt ihr0022Mayestät, mein Keiser, verlangen0023unseren sohn baldt verhei0024rat zu sehen. Den Hamilton betreffendt, 0025so hatt er sich nit allein im geringsten nit 0026wider dero Liebden beschwerdt, sondern alzeit gesacht, er 0027werd sein lebtag suchen alle gnaden abzuedienen, 0028wie er dan auch woh er kan suecht zu dienen, 0029auch offerirt hatt, zue der polnischen wahl zu dero Liebden
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0030subsidien gelt her zu geben, wan er nuhr die geringste 0031versicherung hatt, secondirt vndt solicitirt auch 0032dero Liebden interesse, was er kan. Das dero Liebden mihr dis sachen 0033comunicirt, hab ich ihm nit gesacht, also ehr 0034deßen comunication nit begern können, weil 0035er mihr aber gesacht, wan dero Liebden ihm vngenedig 0036wehren, er allein verlange die vhrsach zue wüßen, 0037dan er hoff, dero Liebden allzeit trew vndt redlich gedient 0038zue haben. Weil er mihr angemerkt, das ich 0039wiße, das dero Liebden nit mit ihm zu friden, so hab ich 0040ihm gefragt, ob ich dis dero Liebden kan schreiben, so sacht er, es 0041werd ihm die gröste gnad sein, dan er hoff zu 0042zeigen, das er als ein erliger man gediendt vndt 0043auch noch dero Liebden trewer diener leben vndt sterben 0044werd, wan er gleich der gnade beraubt, in dero 0045würkligen dienst zue sein. Das ist alles von wort zu 0046wort, was passirt, vndt hab ich darumb glaubt,
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0047ob dero Liebden erlaubt hetten, das ich ihm dise puncta, so 0048dero Liebden mier vberschikt, comunciren dörfte, vals 0049aber dero Liebden nit wollen, ist es mihr auch schon recht. 0050Er hatt mich auch gebetten, dero Liebden zu bitten, das balt 0051sein Grauin möcht bekommen, doch alles nach dero Liebden 0052gelegenheit vndt conuenienz. Wan es aber 0053mitt selbiger sein könte, wers ihm einen große 0054gnad. Mitt disen due mich dero Liebden befehlen vndt werd 0055sterben 0056getrewste schwester 0057Eleonora 0058Wien den 18ten maij 1697 0059Wegen Landgraf Pfilip weis ich nit, 0060obs rahtsamb, das er die campagne im Reich macht, 0061das nit wider comedien heraus komen wie vohrigs 0062mahl, das wolt gott nit. Es schreibt mihr sein fraw 0063mutter vndt reccomendirt mihr den Prinz Heinrich 0064auch in ihr Mayestät dienst zu accommodiren. Ich hör zwar, 0065er inclinir auch zu vnserer religion, wolt ihm 0066deswegen gern helfen, aber dero Liebden sehen, wie hart vns mit Landgraf 0067Pfilip gehet, weis also nit, ob mit man könt ihn in Niderland 0068etwan vndter den schpanischen oder beyerschen troupen 0069accommodirn, hir gehts halt hart her. Schikh dero Liebden der Langrauin 0070brif, dero Liebden wollen mihr rahten, was ihr antworten soll.
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0071Postscriptum Ich vernemme, das sich vnterschidlige vmb 0072des Peruci sehligen sein stell anmelden, so hab 0073ich mich deren subiecten woll informirt vndt 0074ganz zueuerlaßige sicherung, das dero Liebden mitt dem 0075Melchiori Delci vndt einer ders pretendirt 0076della secretaria della fede sehr übel bedient 0077wurden sein, weil deils franzosische creaturen, 0078andere auch andere mangl, so allzue lang zue 0079schreiben. Werden mihr aber vohr allen gebot ein 0080gewißer Abate Badestini vndt Treuirani empfohlen, 0081so woll wegen ihrer trew und deuotion als 0082gutten qualiteten. Also habs mein schuldichkeit 0083eracht, dero Liebden zu participiren vndt bitt, dero Liebden 0084wollen darauf refflectiren, weil ichs von 0085woll intentionirten leüten habe, die die leütt woll 0086kennen vnd von allen woll informirt sein.