Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1693.04.11
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/6
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, herzallerlibster herr bruder 0002Ich hab woll vmb vergebung zu bitten, das 0003so lang auf dero liebste schreiben nit geantwort 0004hab, beken aber, das zuefohr die heilige zeit nit zeit gehabt, nach 0005gehns aber durch die trawrige zeitung vnser 0006liebsten schwester vnuermuhten ableibens mich der- 0007maßen bestürzt hatt, das ich mich nit so balt 0008hab erholen können. Gott hatt es gedan, also ist alles 0009recht vnb zum besten. Sonst kan ich dero Liebden nit ver- 0010halten, das auch die verwittibte Königin in 0011Schpanien sehr die sach vrgirt hatt bey mein Keiser 0012vnd durchaus von keiner andern allianz hören 0013wollen, gott aber disponirt alles nach seinem
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0014willen. Vnd wirt mihr gahr lieb sein, wan dero Liebden 0015bedacht werden sein vnd mihr auch dero meinung 0016schreiben, wohin man aniezo die gedanken hin wenden 0017möchte, dan die in Sauoia, hör ich, sey erst 00188 iahr alt. Was iezt die bewuste sach angeht, 0019ist alles auf das beste geschen vnd nuhr 0020auf das zue bearbeiten, das man in disem 0021wohen bleib, doch ohne neben die warheit zue 0022schpaziren. Ich will mein bestes duen, ihr Durchlaucht, 0023vnser geliebste fraw mutter, es zue persuadiren, aber damit 0024dero Liebden vnd ich bede nit zu vngenaden kommen, 0025müeßen mihr bestendig bleiben, das man wolle 0026examiniren, woh er hinkommen, vnd das kan 0027man auch auf ein gewise weis duen, damit man 0028contentirt werde wegen der esquipage, weils 0029nuhr ein postfart sein soll. Wan nuhr dise alle 0030zugleich mit kommen, so sie bey sich hatt, auser 0031der Bergerin, welche hir wegen des rangs nit stehen 0032kunte, vnd ihr Durchlaucht, wie sie schon gnädig resoluirt 0033haben, den Grav Fuker vnd sein fraw zue ihrer
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0034bedienung laßen herunter kommen, so gehts schon 0035an. Wegen des 9 electorat bitt ich, dero Liebden wollen doch 0036ihr Mayestät in disem nit aushanden gehen vnd 0037dises, was sie durch disen curir begern, effectuirn. 0038Ihr Mayestät werden dero Lieben anderweitig daruohr suechen zu 0039recompensirn. Wegen der subsidien werden ihr Mayestät 0040duen, was immer möglich wirt sein. Es geht 0041halt alles schwer, vill braucht man über 0042all, vnd nit allzeit weis man, woh mans 0043nemmen soll. In Vngern seint vill sachen 0044hochsten nötig. Wegen der Prinzessin Darmstatt will ich 0045sehen, wie mihr sie hin practicirn, es hatt 0046mihr der Hoffkanzler einmahl von einem großen 0047vohrnemmen catolischen reichsgrauen gesagt 0048vnd vermeint, wehr ein parti vohr sie. 0049Will weiter mit ihm daruon reden, wan nuhr der 0050Cuhrfürst kein franzosin nimbt. Vohr die hanoferische 0051förchte ich mich. Wegen des comando werden 0052ihr Mayestät duen, was sie können, Prinz Louis nit ruefen, 0053wan es nit die höchste noht erfordern wirt. Befehle 0054mich dero Liebden vnd bitt, bestendig in dero gutten int-