Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1691.04.22
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/6
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr bruder 0002In dem ich weis, das dero Liebden allezeit deil nemmen 0003in dem, was vns angeht, so hab ich ihnen 0004auch klagen wollen, das der güttigste gott 0005heündt nach 10 vhr mir mein kleine Maria Margret 0006zue sich genommen. Von seiner handt ist 0007alles liebreich vnd sües, er sey vm alleß 0008gelobt vnd gebenedeit, aber ich bin halt so 0009vnuolkommen, das ichs halt gleichwoll empfinden 0010due. Dis ist mein trost, das sie gewis im himmel, 0011wer weis, wans groß wehr worden, wies gewest 0012wehr, in dem mihr alle in forcht leben müsen. 0013Dero Liebden wollens mit manier, etwan durch Pater Bodler
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0014ihr Durchlaucht, vnserer geliebsten fraw muetter, vohrbrengen, dan 0015sie wirt es doch empfinden, insonderheit weils hatt 0016zur dauf dragen. Sie wirt vohr sie vnd vns betten. Denen 0017andren gehts gottlob so guet als in disem stand 0018sein kan. Mit disen due mich dero Liebden befehlen vnd 0019werde sterben 0020dero Liebden 0021getrewste schwester 0022Eleonora 0023Wien den 22ten apprill 1691 0024Ihr Mayestät mein Keiser haben heündt so vill zu schreiben, 0025das nit könnens an dero Liebden duen.