0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr bruder 0002Ich kom durch dise zeilen nuhr zue vernemmen, 0003wie sich dero Liebden befinden bey disen schwehren 0004zeiten, gott aber wirt helfen. Dem sey 0005ewich lob, das sie gleichwoll von Coblens 0006wekh sein, aber leider in der Pfalz geht 0007es desto schlimmer, gott wirt alles wider 0008geben zue seiner zeit. Dem sey ewich dankh, 0009das mit ihr Durchlaucht, vnsern gnädigen herrn vatter, widerumb beßer 0010geht. Er hat mir mit heüntiger post etlige 0011zeilen geschriben, ist mihr woll ein trost gewest, 0012aber ist noch gahr matt, gott geb sein gnad, das

0013er die kreften balt völlich erholen möge. Wie 0014die comedi hie abgangen, hab ich meiner Erzherzogin 0015geschriben. Das mein bruder Carl mit seiner gemahlin 0016wek, ist mihr recht angst, weil niks 0017von ihnen hör, gott wirt sie verwahren vohr 0018allem übel, amen. Hab nit mehr zeit zue 0019schreiben, due mich dero Liebden befehlen vnd werde sterben 0020dero Liebden 0021getrewste schwester 0022EMT 0023Wien den 28ten novembris 1688

0024Ihr Liebden Johan Wilhem 0025Pfalzgrauen bey Reyn 0026meinem herz allerlibsten herrn bruder