Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1695.01.12
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/3f
Ausfertigungeigenhändig
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000112. Januarij 950002Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr brueder 0003Entlich hab ich ein mahl dißse beygeschloßene relation 0004vom Hamilton gestren empfangen, in welcher er sich zwar beziehet 0005auf eine, so er 8 dag vohrhero geschikt, solche hab ich aber 0006nit bekommen, darumb es nötich ist, das man in 0007disem so wichtigen werkh mit dem schreiben behutsammer 0008gehen, vndt bitte, dero Liebden wollen mihr die ziffra, so sie mit 0009ihm haben, zueschiken, damit hinfüro in selbiger möge 0010geschriben werden. Ich hab mihr nit getraut mit handen in 0011diser materi auszuelaßen, darumb entlich die sach 00121dem Schellerer vertraut vndt durch ihm dise beygeschloßne 0013antwort schreiben laßen, von niemant vnterschriben, vndt 0014also werde hinfüro dise corespondens continuiren. Dero Liebden werden 0015daraus ersehn, was ich ihm vohr precautiones aufgebe 0016in disem so wichtigen werkh, welche alle hoscht nötich 0017sein, vndt bitte, dero Liebden wollens durch dero befehl an ihn
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0018secondiren. Die andre parti ist darhier schon sehr allarmirt 0019vndt duen alles, was möglich, also das vohrnemste das secretum 0020vndt das man hier niks innen werde, daran alles gelegen. 0021Gott wolle alles schiken zue seiner ehr, wies zum besten ist, amen. 0022Auch vntersteh mich dero Liebden zu bitten, sich doch der zwey Landgrauen 0023von Reinfels anzuenemmen vndt die zwey brüeder zue vergleichen, 0024wie ihnen ihr Mayestät aufgedragen. Sie duen gewißlich darmit ein heiligs, 0025gott wollgefälligs werkh vndt das der religion zum besten gereichen 0026wirt, der liebe gott wirt ihnen dis werkh der christligen lieb nit 0027vnuergolten laßen. Auch hatt mihr Langraf Ernst sein 0028wittib dises memorial geschikt, ist gleichwoll dem ganzen 0029haus vndt dem alten herrn vnter der erden ein schandt, 0030wan sie so ehlendt mues herumb zien, ob dero Liebden 0031ihr können verholflich sein, das ihr die zwey Langrauen etwas 0032zue vnterhalt geben. Die hisigen zeitung werden dero Liebden von ihr Durchlaucht, 0033vnser geliebsten fraw mutter, vernemmen, ich aber nebst 0034ein schön compliment an mein fraw schwegerin, das bitt dero Liebden ihr machen wollen, 0035werde allzeit verbleiben, leben vndt sterben 0036dero Liebden 0037getrewste schwester 0038Eleonora 0039Wien den 12ten jener 1695 0040Des Hamilton brif hab ich jezt nit bey handen, 0041werd ihn mit nechstem überschiken.